© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/10 22. Januar 2010

Meldungen

Religion: Allah und die rechte Gehirnhälfte

LEININGEN. Mit einer populärwissenschaftlichen Großoffensive zum Thema „Glauben“ beginnt Bild der Wissenschaft das neue Jahr (1/2010). Was der Wissenschaftsjournalist Rüdiger Vaas (JF 15/09) dazu aus fast noch druckfrischen Forschungsreports vornehmlich aus US-Instituten kompiliert, fügt indes bekannten hirnphysiologischen Spekulationen über die Verortung religiöser Überzeugungen in unserem Denkorgan wenig Neues hinzu. Allerhöchste Brisanz könnten die Befunde vornehmlich jüdischer Neurologen wie Jordan Grafman (Betheseda/Maryland) oder Jonas Kaplan (University of California) freilich bekommen, wenn aus deren Erhebungen in der islamischen Welt der sich aufdrängende Schluß gezogen würde, wie andere „Wahnvorstellungen“, vermeintliche „Sicherheit“ vermittelnde „überweltliche Behauptungen“ oder Imaginationen von „Hyperreligiosität“ sei auch Allah lediglich ein Produkt der mit dem Botenstoff Dopamin überversorgten rechten Gehirnhälfte. Das Erregungspotential zwischen Marokko und Indonesien dürfte Vaas zudem mit dem solide marxistischen Hinweis nicht mindern, daß die Gläubigkeit rasant abnehmen werde, wenn sich dort die ökonomischen Konditionen verbesserten, denn: „Weltangst schürt Gottesfurcht“.

 

Buchenwald: Sowjetlager nur in aller Stille gedacht

WEIMAR. Nach 1991 wurden vom damaligen thüringischen Wissenschaftsminister Ulrich Fickel (FDP) neue Leitlinien für die Gedenkstätte Buchenwald konzipiert. Demnach sollte die Erinnerung an das 1945 auf dem Gelände des NS-Konzentrationslagers geführte Speziallager Nr. 2 „nachgeordnet“, die „Erinnerungsstätten räumlich deutlich voneinander getrennt“ werden, um den Schwerpunkt des Gedenkens an das NS-Unrecht möglichst wenig zu beeinflussen. Auch deshalb wurde dem Beginn der Auflösung dieses „Internierungslagers“, in dem wenigstens 7.100 der etwa 28.000 inhaftierten Menschen ermordet wurden, vor genau sechzig Jahren in Politik und Medien „ganz bewußt“ kaum Beachtung geschenkt, wie der Direktor der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, am vergangenen Samstag im MDR zugab. Immerhin ist für den 13. Februar in Weimar eine Konferenz mit Historikern und Überlebenden des Sowjetlagers angekündigt.

 

Erste Sätze

Dem Sprachgebrauch, wie ihn die griechische Dichtung entwickelt hatte, entnahmen die Philosophen die Wertvorstellungen des Guten und Schönen, denen sich ihr Nachdenken zuwandte.

Julius Walter: Die Geschichte der Ästhetik im Altertum, Leipzig 1893

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