© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/10 29. Januar 2010

Blick in die Medien
Einbestellt
Ronald Gläser

Israel hat neulich den türkischen  Botschafter einbestellt, weil eine Fernsehserie im türkischen Programm („Tal der Wölfe“; der Kindesentführer ist ein Agent des israelischen Auslandsgeheimdienstes) nicht gefällt. Kaum zu fassen, oder? Ich wäre grundsätzlich dagegen, so etwas zu tun, aber wir Deutschen hätten auch  Gründe genug, öfter mal den einen oder anderen Botschafter aus Europa herbeizuzitieren – angesichts der germanophoben Stereotype in der Popkultur unserer Nachbarn. Denken wir nur an Großbritannien. Seit Jahrzehnten kompensiert das Inselvolk seine Minderwertigkeitskomplexe mit bösen Nazi-Vergleichen. Aber deswegen wird natürlich kein Botschafter aktiv. Dafür sorgten neulich englische Hörer für die Absetzung eines deutschfeindlichen Radiospots, in dem ein Chef seinen Mitarbeiter auf deutsch anbrüllt. Die Werbebotschaft lautete: „Ist Ihr Chef auch ein Tyrann? Dann kommen Sie zu uns, zur Jobvermittlung XY.“ Wie gesagt: Der Spot wird nicht mehr gesendet. Jetzt ist die politische Korrektheit so weit, daß es nicht mal mehr in England antideutsche Witze gibt. Die PC verändert die Welt wirklich nachhaltig – nicht zum Besseren.

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