© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/10 05. Februar 2010

„Wir bleiben bestehen“: Eine arte-Dokumentationsreihe widmet sich dem Genozid an der Urbevölkerung Amerikas
Die Eroberer der Neuen Welt brachten Mikroben mit
Herdis Helgenberger

Die Entschädigung Hunderttausender Indianer mit 3,4 Milliarden US-Dollar, mit der Präsident Obama kürzlich ein Wahlversprechen einlöste, war lediglich eine Justizentscheidung. Bis heute warten Amerikas Ureinwohner auf eine Entschuldigung des Staates für den Schmerz und das jahrhundertelange Leiden, das sie unter der rassistischen Fremdherrschaft  der weißen Siedler erdulden mußten. Doch die Lobby der Indianer ist zu schwach, um in dieser Frage zu Einfluß zu gelangen. Um eine gute Plazierung in der Opferhierarchie zu erhalten, braucht es eine schlagkräftige Kombination aus Anwälten und Kapital.

Unter dem Titel „Land der Indianer“ macht Arte die Geschichte dieses „unpopulären“ Genozids zum zentralen Thema seines Programms, das bis März 2010 mit einer Serie aufwendig arrangierter Dokumentationen überzeugt.

Die Entdeckung Amerikas im Jahr 1492, die für Spanien einen ungeheuren wirtschaftlichen Glücksfall bedeutete, war für die Bewohner der Neuen Welt die materielle, physische wie geistige Katastrophe. Innerhalb kürzester Zeit rafften die von den Konquistadoren eingeschleppten Mikroben über 90 Prozent der Urbevölkerung dahin. Neben Apfelbäumen führten die neuen Siedler europäische Infrastrukturen ins Land ein. Für die Indianer bedeutete das die endgültige heimatliche und kulturelle Entrechtung. „Das Land bin ich“, sagt eine Indianerin. Mit dem Verlust des Lands verbinde sich auch der Verlust der Identität.

Herzstück der Reihe „Wir bleiben bestehen“ bilden fünf Dokumentationen, die 300 Jahre erbitterten Kulturkampf der Indianer nachzeichnen, von der Landung der Mayflower 1621 (Foto) bis zur Besetzung von Wounded Knee 1973 durch eine indianische Widerstandsgruppe. Eine interessante Reportagenreihe für alle, die einmal über den europäischen Tellerrand blicken wollen.

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