© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/10 12. Februar 2010

WIRTSCHAFT
Verrauchte Subventionen
Michael Vaupel

Die Europäische Union hat seit diesem Jahr die Subventionierung des Tabakanbaus eingestellt. In manchen Jahren erhielten europäische Tabakbauern pro Kilogramm Tabak das Vierfache des Marktpreises durch Brüssel ausbezahlt. Denn die Pflege und Ernte der Tabakpflanzen ist trotz moderner Technik noch immer besonders arbeitsintensiv. Und im Vergleich zum Anbau in Übersee haben europäische Bauern zusätzlich einen klimatischen Nachteil. In Deutschland gibt es derzeit lediglich noch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern und Brandenburg einen erwähnenswerten Tabakanbau. Um die Jahrtausendwende gab die EU etwa eine Milliarde Euro pro Jahr für den Tabakanbau aus. Doch Rauchen ist gesundheitsschädlich, Tabak gilt inzwischen nicht mehr als Genußmittel, sondern als Droge. Dennoch stellte die EU diese Subventionen zunächst nicht ein, sondern ein kleiner Teil der Gelder wurde via Tabakfonds beispielsweise in EU-weite Anti-Raucher-Kampagnen gesteckt.

Jetzt hat dieser Irrsinn zwar ein Ende – es bleiben aber einige Merkwürdigkeiten. Denn das Geld wird nicht eingespart, sondern die Hälfte der bisherigen Tabaksubventionen zukünftig als „pauschale Einkommenshilfe“ an die betroffenen Landwirte gezahlt. Die andere Hälfte soll in die Entwicklung neuer Erwerbsmöglichkeiten für die betroffenen Tabakbauern fließen. Eine „Ausstiegsprämie“ für bäuerliche Familienbetriebe, die seit Generationen Tabak pflanzen, ist sicherlich angemessen. Aber wenn die ursprünglichen Subventionen jetzt dauerhaft in Form von „pauschalen Einkommenshilfen“ weiterfließen, dann war die gute Nachricht aus Brüssel für den Steuerzahler doch keine solche – der Irrsinn geht weiter, nur unter einem anderem Namen.

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