© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/10 12. Februar 2010

Meldungen

Buddhismus und militante Zen-Meister

HEIDELBERG. Das Versprechen, seinen Lesern einen bisher „unbekannten Buddhismus“ vorzustellen, bleibt nach der Lektüre der von immerhin renommierten Indologen für das Geschichtsmagazin Epoc/Spektrum der Wissenschaft (1/2010) verfaßten Beiträge nahezu unerfüllt. Statt dessen erfährt man etwas über die vielleicht immer noch zu unbekannte Anpassungsbereitschaft deutscher Wissenschaftler. Denn einerseits wird mit erhobenem Zeigefinger die unter europäischen Bildungsbürgern und idealistisch gestimmten Sympathisanten des „Erleuchteten“ manifeste Assoziation aufgebrochen, der zufolge Buddhismus und Pazifismus geradezu synonym seien. Als „spektakulär“ werden „jüngste Erkenntnisse über die Verwicklung japanischer Zen-Meister in die Kriegspropaganda“ gegen die USA eingeschätzt. „Problematisch“ sei zudem die Verbindung von „Nationalgefühl und buddhistischem Erbe“ bei den Singhalesen Sri Lankas, die einen blutigen Bürgerkrieg gegen die Tamilen führten. Andererseits wirft sich der Münchner Indologe Jens-Uwe Hartmann für den Islam in die Bresche. Der Dualismus „aggressiver Islam / friedlicher Buddhismus“ bestätige nur unsere „Islam-Klischees“.

 

Kapitalismus kehrt in  die Wissenschaft zurück

STUTTGART. Der Berliner Sozialhistoriker Jürgen Kocka, neben Hans-Ulrich Wehler in den 1970er Jahren einer der Protagonisten der Geschichtswissenschaft als „Historischer Sozialwissenschaft“, schätzt die disziplinäre Bedeutung dieser vornehmlich politisch, „emanzipatorisch“ motivierten Formation inzwischen altersmilde eher gering ein (Merkur, 729/2010). In einem Überblick über jüngste Gesamtdarstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts – unter denen er Jürgen Osterhammels „Die Verwandlung der Welt“ (2009) mit fast neidischem Unterton als „das wichtigste globalgeschichtliche Buch“ rühmt, das bisher auf deutsch erschienen sei – kann Kocka mit Aufatmen konstatieren, daß der Geist der Historischen Sozialwissenschaft noch nicht tot sei. Denn zu beobachten sei die „Rückkehr des Kapitalismusbegriffs“ in die Geschichtsschreibung. Der „gegenwärtigen Krise“ sei Dank. Sie verstärke das öffentliche und wissenschaftliche Interesse „am Phänomen und Begriff des Kapitalismus“. Dessen „gründliche historisch-sozialwissenschaftliche Analyse“ bleibe daher „eine Herausforderung“.

 

Erste Sätze

Die Mythologie ist ein unendlich weiter Begriff.

Fritz Strich: Die Mythologie in der deutschen Literatur von Klopstock bis Wagner, Bd. I, Halle 1910.

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