© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/10 19. Februar 2010

Meldungen

Islam-Unterricht: Auf sehr dünnem Eis

MÜNCHEN. Für die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts, so meint der in Bonn Ethik lehrende evangelische Theologe Hartmut Kreß (Zeitschrift für Rechtspolitik, 1/2010) sprechen „beachtliche Argumente“. Vor allem werde damit die „überfällige gesellschaftlich-kulturelle Anerkennung des Islam“ manifestiert. Trotzdem könnte sich diese „Anerkennung“ nicht so harmonisch gestalten, wie sie sich in integrationspolitischen Träumereien ausnimmt. Ein „bekenntnisorientierter“ Islamunterricht werde vielmehr Abschottungen und Segregationen zwischen muslimischen und nicht-muslimischen Schülern befördern. Dazu kämen „binnenislamische Spannungen“, mit denen man seit langem in Österreich zu kämpfen habe. Man betrete also mit dem „quasi-konfessionellen“ islamischen Religionsunterricht in Deutschland rechts- und bildungspolitisch „dünnes Eis“. Für den absehbaren Fall, daß das Eis breche, offeriert Kreß den Unterricht in Ethik – ein schönes Fach, das an der Werteordnung des Grundgesetzes orientiert sei und die „Pluralität der Bekenntnisse und Weltanschauungen“ berücksichtige.

 

Orte des Scheiterns: Britische Bildungslücken

BERLIN. „Wir haben die besten Universitäten Europas“, tönt Timothy Garton Ash in einem Interview für die Zeitschrift Kulturaustausch in einem der „alten Weltmacht“ und ihren „neuen Ideen“ gewidmeten Heft (1/2010). Die Journalistinnen, die ihn gefällig befragen, ersparen dem in Oxford lehrenden Historiker jede Begründung und lassen sich abspeisen mit dem Hinweis, daß man nirgends in der EU besser Englisch lernen könne als an seiner Universität. Präziser informiert da schon die Pädagogin Diane Reay (Cambridge) über das britische Bildungssystem. Sie hat für dieses Jahr ein Buch über die „weiße Mittelklasse und das städtische Schulsystem“ avisiert. Seit Tony Blairs Machtübernahme (1997) lasse sich mit harten Zahlen nachweisen, daß die Klassen- und Rassengrenzen an den Schulen immer unüberwindbarer geworden seien. Nirgends werde soviel geprügelt und gemobbt wie an britischen Schulen. Von „Durchlässigkeit“ könne keine Rede sein. Für die Sprößlinge der „Arbeiterklasse“ und der „ethnischen Minderheiten“ bleibe der Bildungsbereich auch im 21. Jahrhundert „ein Ort des Scheiterns“. Das korrespondiere mit der dramatisch wachsenden materiellen Kluft zwischen Reichen und Armen in der britischen Gesellschaft.

 

Erste Sätze

Geschichte ist unaufhaltsames Schicksalsgeschehen.

Hugo C. Backhaus: Volk ohne Führung, Göttingen, 1955

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