© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/10 19. Februar 2010

Pauken und Trompeten
Hilfe für Kabul
Johannes Schüller

Die Bundeswehr kommt dem von Außenminister Guido Westerwelle angekündigten „Aussteigerprogramm für Taliban“ ein Stück näher. Getreu dem Motto „Böse Menschen mögen keine Lieder“ bilden dort seit letztem Jahr drei Unteroffiziere und Offiziere der Bundeswehr afghanische Soldaten an Pauke, Trompete und Posaune aus. Intoniert werden in Kabul die deutsche und die afghanische Nationalhymne, aber auch Beethovens „Yorckscher Marsch“ unter anderem zum Tag der Deutschen Einheit 2009. Denn während ihrer sechsjährigen Herrschaft ließen die Taliban Musik nur zu religiösen Zwecken zu. Militärmusiker wurden ausgemustert, Instrumente zerstört. Nach dem Sturz der Islamisten stand es um die afghanischen Soldatenorchester schlecht. „Es ist eine Herausforderung, in die hiesige Musikkultur unsere westliche Musikform zu implementieren“, konstatiert ein Oberstleutnant des Luftwaffenmusikkorps die Schwierigkeiten der deutschen Militärmusikhilfe. Auch das afghanische Musikkorps macht es sich mit Beethoven und Haydn nicht so leicht. „Es war schwierig, aber trotzdem gut“,  betont dessen Major Abdul Kassim Karimi nach einer Probe. Die Bundeswehr bleibt zweifelsohne in Afghanistan nicht tatenlos – auch wenn sie nicht die erste Geige spielt.

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