© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/10 26. Februar 2010

Martin Lohmann. Der konservative Publizist führt die jüngste Fronde gegen Merkel an
Der Matador
Michael Paulwitz

Martin Lohmann nervt – und zwar seine Parteivorsitzende. Vor allem seiner Unterschrift ist es zu verdanken, daß die „Aktion Linkstrend stoppen!“ ( www.linkstrend-stoppen.de ) in der vergangenen Woche so viele Schlagzeilen gemacht hat (siehe Seite 4). Der Initiative am Merkel-Kurs leidender CDU-Konservativer hat die Tatsache, daß mit Lohmann der Sprecher des im November gegründeten Arbeitskreises Engagierter Katholiken in der CDU (AEK) hinter ihnen steht, vom Start weg eine hohe Medienresonanz verschafft.

Der streitbare Aktivist und Publizist ( www.lohmannmedia.de ) ist das fleischgewordene Unbehagen der christlich-konservativen Unionsbasis. Nervös geworden, hat Angela Merkel inzwischen den gegen ihren Willen gegründeten AEK ( www.aek-online.de ), der, wie seine Facebook-Gruppe beweist, auch viele Junge anzieht, zum Gespräch geladen. Ein beachtlicher Erfolg, und Lohmann freut sich schon darauf – die Kanzlerin wohl weniger. Denn die Annahme seines 2009 erschienenen kritischen Buches „Das Kreuz mit dem C. Wie christlich ist die Union?“ (JF 49/09), in dem er ihr vorwarf, letzteres inhaltlich zu „entleeren“, hatte sie 2009 noch verweigert.

Einen Martin Lohmann kann man indes nicht so einfach aussitzen. Denn das Spiel auf dem Medienklavier beherrscht der 1957 in Bonn geborene Familienvater perfekt. Der ehemalige Vize-Geschäftsführer des Bundes Katholischer Unternehmer war von 1994 bis 1997 stellvertretender Chefredakteur des Rheinischen Merkur, moderierte von 1996 bis 2002 die „Münchner Runde“ im Bayerischen Fernsehen und leitete bis 2004 die Koblenzer Rhein-Zeitung. Seitdem macht er sich als Buchautor, Kolumnist der Bild-Zeitung und des Deutschlandfunks sowie durch TV-Auftritte, etwa im ARD-Presseclub, bei Phönix, N24, n-tv, etc. einen Namen. Sein Fels ist die katholische Soziallehre, die Verteidigung von Ehe und Familie und der Schutz des ungeborenen Lebens.

Kaum zufällig übernahm Lohmann 2009 auch den Vorsitz des Bundesverbands Lebensrecht, des Dachverbands der – konservativen – Lebensschutzverbände in Deutschland ( www.bv-lebensrecht.de ). Eindeutig sammelt der Mann Hausmacht, um sich als Matador der neuen Unions-Fronde gegen den Linksrutsch zu positionieren. Dabei wirkt er wie das Gegenstück zur Kanzlerin – hier der rheinische Katholik, dort die märkische Protestantin; hier der Wertkonservative, dort die „beste Ich-AG aller Zeiten“, die der Union „aalglatte Profillosigkeit“ verordnet hat.

So scharf wie in seinem Buch formuliert Lohmann indes nicht mehr. Daß er jetzt den „Dialog“ betont und „gemeinsam mit Merkel“ am Unionsprofil feilen will, dürfte ein Zugeständnis nach deren Gesprächsangebot sein, zumal seine Angriffslust der bayerischen AEK-Sektion schon zu weit geht. Auf das Duell mit Merkel – voraussichtlich im März – darf man gespannt sein: Wird sie ihn einwickeln und den AEK ruhigstellen, oder wird er es sein, der den Stier bei den Hörnern packt?

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