© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/10 26. Februar 2010

Alles Bio oder was?
Öko-Liebe
Claus-M. Wolfschlag

Biosupermärkte boomen. Einst Nischenprodukte der Hippie-Ära, sind mittlerweile selbst Großketten auf das Marktsegment aufgesprungen. Ihren Ursprung hat die Tendenz in den Reformhausbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts. Der erste Biomarkt „Peace Food“ entstand 1971 in Berlin und wurde von der Yoga-Organisation Ananda Marga übernommen. Seither entkoppelte sich dieser Markt vom „alternativen“ Ursprungsmilieu und öffnete sich hinsichtlich Warenangebot und optischem Erscheinungsbild einem breiten Publikum. Eine führende Bio-Handelskette ist heute die Münchner Basic AG, die 25 Märkte in 17 Städten (Stand 2007) und einen Online-Shop unterhält. Eine weitere Supermarkt-Kette mit großem Biosortiment ist das 1947 von Theo Gutberlet gegründete Familienunternehmen tegut. Tegut fällt bisweilen nicht nur durch sein etwas linkslastiges Zeitungssortiment auf – Neues Deutschland und Junge Welt liegen zwischen wenigen Regionalzeitungen. Einkaufswagen ähneln optisch Rollatoren. Seit 1982 engagiert sich das Unternehmen für biologischen Landbau. Und um den Reifeprozeß der Wurst zu fördern, wird das Fleisch angeblich bei der Lufttrocknung mit klassischer Musik durch ein Streichquartett beschallt. Auch totem Fleisch wird so noch Öko-Liebe zuteil.

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