© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/10 05. März 2010

Meldungen

Jean Ziegler: Der Haß auf den Westen wächst

BERLIN. Den „westlichen Kapitalismus“ klagt der Schweizer Soziologe Jean Ziegler unermüdlich als „das bei weitem mörderischste der Unterdrückungssysteme“ an. Dieser radikalen Deutung des Sartre-Schülers und Globalisierungskritikers zufolge habe gerade der deutsche „Weg nach Westen“ nach dem Ende des „totalitären Zeitalters“ vom Regen in der Traufe geführt. Denn als Industrienation trage die Bundesrepublik die Hauptschuld daran, daß der reiche Norden einen „wirtschaftlichen Weltkrieg“ gegen den armen Süden ausfechte. In ihrem Porträt des „Revolutionärs in Nadelstreifen“ ist Jutta Person bemüht, für diese steilen Thesen zur „Aushungerung der südlichen Hemisphäre“ zu werben (Literaturen, 1/2010). Ziegler glaubt, der „Haß auf den Westen“ wachse mit der „steigenden Hungerkurve“ besonders in Afrika. Vor allem die EU richte auf dem Schwarzen Kontinent größte Verheerungen an, da von Brüssel subventionierte Nahrungsmittel afrikanische Märkte überschwemmten und den Aufbau einer selbstversorgenden Landwirtschaft verhinderten. Doch glaubt der „altlinke Intellektuelle“ Ziegler erste Hoffnungszeichen zu erkennen: in Bolivien, wo der Indio-Präsident Evo Morales den ausländischen Konzernbesitz verstaatlichte und nun dabei sei, „eine solidarische, multiethnische Gesellschaft“ zu gründen.

 

Bologna: „Kompetenz“ ersetzt „Bildung“

BERLIN. Die in Bologna angestoßene europäische Hochschulreform verlangt von den Studenten nicht mehr „Bildung“, sondern „Kompetenz“. Dahinter verbirgt sich zumindest für alle Absolventen der Bachelor-Studiengänge „Employability“, zu deutsch: die berufliche Verwertbarkeit des erlernten Wissens, die Qualifikation für den Arbeitsmarkt. „Anhänger eines Bildungsideals, das Wissen als Selbstzweck sieht“, so der Wissenschaftsjournalist Frank van Bebber (Deutsche Universitäts-Zeitung, 2/2010), dürfte es mit Grausen erfüllen, wenn am Ende die Bologna-Zurichtung des Studiums so weit gehe, daß Hochschulen ihre auf „Berufsrelevanz“ reduzierten „Schlüsselkompetenzen“ anpriesen, um damit Spenden aus der Wirtschaft einzuwerben. Van Bebber zitiert dazu den Bamberger Soziologen Richard München: Wenn ein Studium um über 40 Prozent mit PR- oder Personalmanagementkursen angereichert werde, dann sei es kein „wissenschaftliches Studium in Reinform“ mehr.

 

Erste Sätze

Es ist eine unbestreitbare Thatsache, daß das Kreuz Christi den Mittelpunkt der paulinischen Verkündigung bildete.

Johannes Dalmer: Die Heilsbedeutung des Todes Christi, Greifswald 1886

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