© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/10 05. März 2010

Leserbriefe

Zu: „Westerwelle versucht den Ausbruch“ von Paul Rosen, JF 9/10

Vom Souverän zum Schutzbefohlenen

Unsere Mitwirkung an der demokratischen Gestaltung des Staates besteht im wesentlichen darin, eine Partei zu wählen. Ist das Votum eindeutig genug, bildet sie dann die Regierung. Andernfalls muß sich die stärkste gewählte Partei einen Partner suchen. In unserem aktuellen Falle wurden von Schwarz und Gelb herausragende Persönlichkeiten zu Ministern berufen, von denen wir dann erwarten, daß sie uns gut regieren, und zwar so, daß es gerecht zugeht und sie dabei möglichst das Wohl des ganzen Volkes im Blick haben. Im Laufe dieses Prozesses machen wir also so etwas wie eine Metamorphose vom Souverän, dem Wähler, zu einer Art Schutzbefohlenem durch.

Wenn ich mir nun vorstelle, daß ich Schutzbefohlener der Minister Brüderle (Wirtschaft) oder Rösler (Gesundheit) bin, wird mir schlecht, und ich bekomme einen großen Schreck, weil ich mich ja auch an dem ganzen „Spiel“ beteiligt habe. Ich möchte am liebsten meine Stimme zurückhaben. Ich weiß, daß das nicht geht. Aber eins weiß ich auch, ich komme mir veräppelt vor! Und wenn ich zusehen muß, wie ich – gemeinsam mit allen Deutschen – von Westerwelle im Ausland dargestellt und vertreten werde, wird mir auch nicht besser.

Wolfgang Quester, Dresden

 

 

Zu: „Westerwelle versucht den Ausbruch“ von Paul Rosen, JF 9/10

Was Westerwelle verschweigt

Guido Westerwelle hat völlig recht mit seiner Warnung vor „spätrömischer Dekadenz“. Das sage ich ohne jede Ironie. Denn das massenhafte Aushalten eines vor allem hauptstädtischen Prekariats durch den Staat kennzeichnete Westrom, das unter der Völkerwanderung zusammenbrach, ebenso wie das späte Byzanz, das dem Ansturm des Islam nicht mehr standhalten konnte. Mit bewußt beißender Ironie füge ich hinzu: Westerwelle verschweigt geflissentlich, daß zu jener spätrömischen Dekadenz in gleicher Weise die gesellschaftliche Anerkennung, ja Wertschätzung der gelebten Homosexualität gehörte.

Bernhard Mihm, Paderborn

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Gender Mainstreaming“, JF 9/10

Gender wird scheitern

Längerfristig wird Gender Mainstreaming in der Tat sicher scheitern, da die circa sieben morphologisch/neurophysiologischen Unterschiede im Gehirn von Frau und Mann und die damit gegebenen funktionellen Unterschiede weder manipulatorisch überbrückbar noch erzieherisch nennenswert überspielbar sind.

Stets hat ein Agieren gegen geschöpfliche Gegebenheiten (zum Beispiel gegen den Tag/Nacht- oder den Circaseptanrhythmus) für den Organismus negative Früchte getragen, die wir ernten werden, wenn – politisch unterstützt – die Gender-Mainstreaming-Ideologie die Gesellschaft weiter durchdringt.

Übrigens kann sich Gleichheit höchstens addieren, sich ergänzende Verschiedenheit jedoch wesentlich höhere Werte erreichen.

Prof. Dr. Manfred Spreng,Erlangen

 

 

Zu: „Das namenlose Sterben“ von Dieter Stein, JF 9/10

Ungeschönte Wahrheit

Mit Fassungslosigkeit und manchmal sogar mit Entsetzen lese ich Woche für Woche die JF. So viele brisante Themen und aktuelle Situationsanalysen, offensichtlich gut recherchiert auf den Punkt gebracht, das ist für mich und wohl auch so manchen anderen Leser oft ein regelrechter Schock – so zum Beispiel die weitgehende Abtreibungstolerierung in unserem Land. Es ist schlichtweg die brutale Wahrheit, welche mir beim Lesen der JF regelmäßig ins Gesicht springt. Eine ungeschönte Wahrheit, welche ich leider in anderen großen deutschen Zeitungen in der Vergangenheit immer seltener gefunden habe.

Olaf Gernau, Oldenburg

 

 

Zur Meldung: „Gericht verteidigt Verzicht auf Kruzifix“, JF 9/10

Den Spieß umdrehen

Gilt die jetzt erlassene Verfügung in beide Richtungen? Darf ich als christlicher Abendländer eine Zeugenaussage verweigern, sofern nicht ein Kreuz im Gerichtssaal aufgehängt wird?

Michael Blees, Kamen

 

 

Zu: „Tauwetter zwischen Kiew und Moskau“ von Alexander Rahr, JF 9/10

Strategische Vorteile

Die Abwahl der „orangenen Revolutionäre“ ermöglicht nun die Abkehr von einer ideologisch motivierten Außenpolitik. Ein enorm gestiegener Preis für importiertes russisches Erdgas ist das Resultat des gescheiterten Versuchs, die Ukraine gegen große innere und äußere Widerstände in EU und Nato zu führen. Dies impliziert zwangsläufig den Niedergang ihres industriellen Herzstücks in der Donbass-Region.

Dabei könnte die Ukraine aus ihrer strategischen Lage Vorteile ziehen. Denn die Russen haben großes Interesse, die 2017 auslaufende Pacht des auf der Krim gelegenen russischen Militärstützpunkts in Sewastopol zu verlängern. Ein geschickt agierender Präsident Janukowytsch könnte eine Verlängerung der Pacht etwa bis zum Jahr 2030 an eine vertraglich festgesetzte Lieferung subventionierten russischen Erdgases für ebendiesen Zeitraum koppeln. Davon würden nicht nur beide Länder profitieren. Insbesondere Moskau könnte dieses Angebot kaum ablehnen, da ein russischer Stützpunkt auf ukrainischem Boden eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine faktisch ausschließt.

Stephan Zankl, München

 

 

Zu: „Grüne Kronjuwelen oder gelbe Altlast“ von Volker König, JF 8/10

Das ist nicht konservativ

Volker König sei seine Ablehnung der Kernenergie zur Deckung des steigenden Energiebedarfs der Welt unbenommen, allerdings ist es dem Niveau der JF nicht angemessen, wenn er ohne rationale Begründung Gruhls Ablehnung des „atomaren Höllenfeuers“ als urkonservatives Anliegen bezeichnet. Das ist nicht der Fall! Denn Maschinenstürmerei, irrationale Angst vor dem Unverstandenen war und ist nicht konservativ.

Bewahrung der Schöpfung ist natürlich ein Anliegen der Konservativen, und gerade deshalb treten sie für den sicheren Umgang mit der „Primärenergie der Schöpfung“ ein. Alle Energie des Universums und der Erde kommt aus Kernspaltung und Kernfusion, und wir müssen dankbar dafür sein, daß die Wissenschaft Möglichkeiten aufgezeigt hat, diese Energie auch für uns nutzbar zu machen. Es kann und darf doch nur um die Frage gehen, wie wir sicher damit umgehen.

Dr. Gert Teska, Bobenheim am Berg

 

 

Zu: „‘Wir kriegen euch alle’“ von Hinrich Rohbohm und Felix Krautkrämer, JF 8/10

Droht neue Diktatur?

Vielen Dank für den ausführlichen und glaubwürdigen Bericht über den Trauermarsch der JLO in Dresden. Die randalierenden Antifaschisten bedienen sich bei ihren Aktionen regelmäßig faschistoider Methoden. Und hochrangige Politiker schauen da, vielleicht sogar noch innerlich feixend, zu.

Wenn hier nicht schon die drohende neue Diktatur in unserem Land die Eingangsschwelle überschritten hat! Ein Sprichwort sagt: „Wehret den Anfängen.“ Oder wollen wir nach Hitler und Honecker einer dritten Diktatur innerhalb von wenigen Jahrzehnten neuen Raum geben?

Werner Thiele, Diespeck

 

Begeisterung in den Medien

Man kann zu dem Verband der JLO stehen, wie man will. Aber daß eine gerichtlich zugelassene Kundgebung von dem organisierten linksextremistischen Mob verhindert wurde und die Polizei angeblich nicht in der Lage war, die Demonstration zu gewährleisten, ist ein Skandal. Wenn ein Zug auf offener Strecke durch Gleisblockaden aufgehalten wird, Busse an der Weiterfahrt gehindert und Gewalttätigkeiten aller Art verübt werden, so sind das nicht nur erhebliche Verstöße gegen das Demonstrationsrecht, sondern auch kriminelle Tatbestände und selbstverständlich eine Sache des Staatsanwalts.

Aber es wird wieder einmal nichts geschehen, denn es waren ja nicht die „Nazis“, die hier Straftaten verübt haben.

Besonders schlimm ist, daß diese flagrante Verletzung des Demonstrationsrechts in den Medien auch noch mit Begeisterung aufgenommen wurde.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

Ein Trauma bis heute

Ich selbst bin Jahrgang 1938 und habe als Fünfeinhalbjähriger die Zerstörung der Leipziger Innenstadt in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1943 in einem verschütteten Keller überlebt. Dieses Trauma verfolgt mich heute noch, und ich wünsche all den Krakeelern und Gutmenschen ein gleiches Erlebnis, damit sie endlich das Maul halten mit ihren üblen Parolen wie „Deutschland verrecke“ und „Bomber Harris, do it again“. Ich denke, sie würden nach Mutter und Vater schreien.

Als Christ empfinde ich es auch unter aller Würde, wenn sich auch die Kirchen an diesem perversen Schauspiel beteiligen. Wie schon oft in der Geschichte passen sie sich aus Feigheit dem Zeitgeist an.

Klaus Grünert, Söllichau

 

 

Zu: „Wenn der Hörsaal zum Pranger wird“ von Hinrich Rohbohm, JF 8/10

Ein weiterer Fall von Feigheit

Das opportunistische Agieren von Rektorat und Professorenschaft steht in einer höchst widerwärtigen Tradition professoraler Feigheit, mit Höhepunkten 1933 und 1968.

Ein paralleler Fall ereignete sich soeben an der Universität Köln. Die an der Theologischen Akademie Gießen lehrende Philosophieprofessorin Edith Düsing hatte sich im Mai vergangenen Jahres lediglich durch ihre Unterschrift für die Durchführung des von Lesben- und Schwulenverbänden befehdeten Kongresses für Psychotherapie und Seelsorge eingesetzt. Das Lesben- und Schwulenreferat der Uni Köln, an der Düsing habilitiert wurde, entfachte daraufhin eine Kampagne mit dem erklärten Ziel, ihr die Lehrberechtigung zu entziehen; die Kampagne kulminierte dann in massiven und ordinären Störungen während einer Gastvorlesung in Köln im letzten Dezember.

Statt diesem Angriff auf Wissenschafts- und Lehrfreiheit mit Entschiedenheit entgegenzutreten und sich hinter die attackierte Dozentin zu stellen, taktierten Rektorat und zuständiges Dekanat hinhaltend, schlugen Gespräche am „runden Tisch“ vor, übten sich in Beteuerungen der Solidarität mit den von „Homophoben“ „diskriminierten“ Schwulen und gaben schließlich durch die Ankündigung, auf keinen Fall Polizei einzuschalten, den Störern faktisch grünes Licht.

Dr. Karl-Heinz Wegener, Bergheim

 

 

Zum Leserbrief: „Tugend der Unbestechlichkeit“ von Ernst Stender, JF 8/10

Sozialsystem Gutsbetrieb

Wenn Ihr Leser meint, daß heute alles „nach Gutsherrenart gedrexelt, gedengelt und gedeichselt“ wird, dann muß man wohl davon ausgehen, daß er das „Sozialsystem Gutsbetrieb“ in Deutschland nicht kennt. „Gutsherrenart“ ist ein sozialistischer Kampfbegriff aus dem späten 19. Jahrhundert.

Das Verhältnis zwischen dem Gutsherren und seiner Familie einerseits und seinen Landarbeitern der verschiedensten Funktionen und dessen Familien andererseits, war – Ausnahmen eingestanden – ein vertrauensvolles und auf Gegenseitigkeit ausgerichtetes. Das betraf die Zusammenarbeit am Arbeitsplatz genauso wie auch die soziale Fürsorgepflicht für die Familien nicht nur in Notfällen und Ausnahmesituationen. Man verließ sich aufeinander und arbeitete Hand in Hand zusammen.

Es wäre schön, wenn in unserer Republik in dieser Weise heute zusammengearbeitet würde, an Stelle von bindungslosen, nur den persönlichen Vorteil suchenden Funktionären in den Regierungen, Gewerkschaften, Beiräten und Vorständen seelenlos oder zynisch „regiert“ zu werden.

Christoph Nehring, Essen

 

 

Zu: „Vernichtende Ergebnisse“ von Hans-Joachim von Leesen, JF 7/10

Eine Zeitungsnotiz

Knapp 46 Jahre nach der Zerstörung Dresdens schrieb die britische Sunday Times in ihrer Ausgabe vom 6. Januar 1991: Arthur Harris’ „Luftangriffe waren so heftig, daß zum Beispiel in Dresden die Brände einer Nacht mehr Menschen töteten als die Atombombe in Hiroshima“.

Gerhard Hense, Tann

 

 

Zu: „Terror gegen die feindliche Moral“ von Hermann Schubart, JF 7/10

Die Quelle der Erkenntnis

Es ist ja immer schön, wenn ein Historiker feststellt, daß seine Forschungsergebnisse und Gedankengänge als zutreffend aufgenommen und seine Auffassungen auf diese Weise verbreitet werden. Nur sollte man die Quelle der Erkenntnis dann auch gebührend und nicht nur an wenig aussagekräftiger und nebensächlicher Stelle nennen. Das scheint im Internet- und Wikipedia-Zeitalter ein wenig aus der Mode gekommen zu sein.

Dr. horst Boog, Stegen

 

 

Zu: „Gefangen in der Welt“ von Erik Lehnert, JF 6/10

Sie knetet Menschen nach Maß

Ein seit Jahren laufender Prozeß: Die evangelische Kirche läßt uns nicht nur in Glaubensdingen im Stich, indem sie das Wort Gottes umdeutet, sondern sie knetet uns so zurecht, daß wir Menschen nach Maß werden, die unter Garantie die richtige Einstellung mitbringen. Sie kümmert sich um alle anderen, fremd verursachten Konflikte in der Welt, hat das Wort Gottes aber nicht mehr verinnerlicht und kann daher auch keine Gemeinde um sich scharen, die gestärkt und mit Zuversicht aus dem Gottesdienst in die neue Woche startet.

Margot Kaczmarek, Hasbergen

 

 

Zu: „Wir und die Taliban“ von Martin J. G. Böcker, JF 5/10

Die Grünen und Afghanistan

Wenn die Grünen wirklich noch „grün“ wären, dann müßten sie wegen Afghanistan auf die Straße gehen und lautstark gegen den Einsatz unserer Soldaten protestieren, zumal der nicht aus eigener Notwehr zustande kam.

Margot Mahner, Bremen

 

 

Zu: „Fragwürdiger Sparzwang“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 5/10

Unersetzbare Glühbirne

Mit der Formulierung „Nach EU-Richtlinien darf eine Lampe fünf Milligramm Quecksilber enthalten“ wird der falsche Eindruck erweckt, daß der Gesetzgeber irgendeinen vernünftigen Einfluß auf den Quecksilbergehalt einer Energiesparlampe nehmen könnte. In einer Energiesparlampe wird nämlich zunächst intern unsichtbares UV-Licht erzeugt, und dazu ist Quecksilber physikalisch zwingend erforderlich! Dieses primäre UV-Licht wird dann erst durch den weißen Belag in sichtbares Licht umgewandelt. Würde man das Quecksilber vollständig verbieten, müßte die Lampe dunkel bleiben! Die im Artikel beklagte Lichtschwäche („trübe Funzeln“) hat ihre Ursache in genau dieser physikalisch gesehen unsinnigen Quecksilberabmagerung.

Auch die Vermutung des Autors, moderne LED-Lampen seien ein „Ausweg aus dem Dilemma“, ist ein gefährlicher Irrtum, denn der Leuchtstoff einer LED besteht aus dem schwer giftigen Galliumarsenid, und das noch dazu in erheblich größerer Menge.

Abschließend muß betont werden, daß weder das eine noch das andere der beiden Leuchtmittel jemals eine echte Glühbirne wirklich ersetzen kann, denn das menschliche Auge ist entwicklungsbiologisch an ein sonnenähnliches „Glühlicht“ angepaßt und empfindet das „spektral zerrissene“ Licht von LED und Energiesparlampe als kaltes, kalkiges, stimmungsloses Krankenhauslicht. Die Lichtstärkenvergleiche sind deshalb unseriöser als der legendäre Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen.

Dr. Siegfried W. Schmidt, Asslar

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