© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/10 19. März 2010

Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung
Begräbnis dritter Klasse
von Thorsten Hinz

Nach dem Rückzug von drei Mitgliedern des wissenschaftlichen Beraterkreises deutet sich für das Zentrum gegen Vertreibungen – noch vor seiner Errichtung – ein Begräbnis dritter Klasse an. Es gibt keine politisch relevante Kraft in der Bundesrepublik, die im Gedenken und in der Erinnerung an den Substanzverlust, den Deutschland durch die Vertreibung erlitten hat, eine nationale Aufgabe erkennt, die auch gegen Zumutungen aus dem Ausland zu verteidigen ist. Im Gegenteil, Legastheniker der Geschichte sabotieren das Vorhaben ohne Skrupel. Auch darin gibt sich eine geschichtliche Logik zu erkennen: Es sind die inferioren Repräsentanten eines geschlagenen Landes.

Diese haben an der Zivilreligion ihr neues Selbstbewußtsein aufgerichtet, das von einem Zentrum konterkariert werden würde. An diesem Punkt treffen sich ihre Interessen mit denen des Zentralrats der Juden, dessen Vertreter im Stiftungsrat über die Exklusivität der eigenen Opfergeschichte wachen und die dazu ahistorische Bedingungen stellen. Ihre Intransigenz macht sie im Stiftungsrat verzichtbar, doch zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland zur besenreinen Bundesrepublik geworden. Zu spät erkennen die Vertriebenen, daß eine Würdigung ihres Schicksals durch diesen Staat unmöglich geworden ist.

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