© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/10 26. März 2010

Aufgeschnappt
Beschränkte Einstellungen
Matthias Bäkermann

Seit dem 18. August 2006, dem Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), leistet sich die Bundesrepublik die Antidiskriminierungsstelle (ADS) mit verschiedenen Referaten. Von Zeit zu Zeit meldet sich diese Einrichtung zu Wort, um die Wirtschaft und Gesellschaft zu ermahnen, niemanden wegen Herkunft, Geschlecht, Religion usw. zu diskriminieren.

Auch am Montag offenbarte ADS-Leiterin Christine Lüders einen neuen richtungsweisenden Vorschlag ihres Hauses: „Ich möchte Lebensläufe, auf denen weder ein Foto zu sehen ist, noch Name, Adresse, Geburtsdatum oder Familienstand erkennbar sind. So erreichen wir mehr Chancengleichheit in Bewerbungsverfahren“, erklärt sie ihre Forderung nach anonymisierten Lebensläufen in Bewerbungsverfahren. Wegen vorurteilsbeladener Personalchefs würden nämlich „türkischstämmige Bewerberinnen und Bewerber eklatant benachteiligt“. Eine Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit habe herausgefunden, daß allein ein türkischer Nachname die Chancen auf Einstellung um 14 Prozent sinken lasse. „So etwas können wir im Jahre 2010 nicht hinnehmen“, grollt die frühere Lufthansa-Vorstandsreferentin. Dem anonymisierten Lebenslauf dagegen folge öfter eine Einladung zum Personalgespräch, und wenn erst „eine qualifizierte Bewerberin mit angenehmer Ausstrahlung vor einem Gremium sitzt, verliert manches Vorurteil seine Kraft“, ist sich Lüders sicher. Wie diese Bewerberin ohne Namen und Adresse von ihrem Glück erfahren kann, beantwortet sie neben anderen praxisnahen Fragen aber nicht. Vielleicht schafft das dann die Expertise, die von der ADS bis August angekündigt wird.

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