© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/10 02. April 2010

UMWELT
Auch Alternativen haben Grenzen
Volker Kempf

Klimagase reduzieren, nicht erneuerbare Energieträger schonen – das liegt im Trend der Zeit. Windkraftanlagen sind ein Zeichen für diesen Wandel, aber auch ein Symbol dafür, daß es für Alternativen ebenfalls Grenzen des Wachstums gibt. Denn die sich bewegenden Rotoren führen zu Landschaftsbeeinträchtigung und Vogelschlag. Die Grenzen der Möglichkeiten zu verschieben, das sollte mit Offshore-Windparks erreicht werden. Doch sind einmal die Stelzen für solche Anlagen in den Meersboden gerammt, tun sich neue Probleme auf. Der Naturschutzbund meldet verendete Wale, da bei den Rammarbeiten ein Lärm von bis zu 200 Dezibel entstehe, aber schon bei 160 Dezibel das Gehör der Tiere geschädigt werde. Die Schmerzgrenze liege noch einmal darunter. Solaranlagen sind hingegen ruhig, sie rotieren nicht. Bringt Sonnenkraft die Lösung der Energiefrage?

Der Solararchitekt Rolf Disch will am Stadtrand Freiburgs sogenannte Solarmover aufstellen, einer steht bereits. Doch diese Anlagen seien die „Katastrophe“, meint der zweite Vorsitzende des Bürgervereins des Stadtteils St. Georgen, Georg Woyciechowski: Kämen 20 der umstrittenen Anlagen, „dann sehen wir keinen Baum und keinen Strauch mehr, sondern blicken nur noch auf blinkende Flächen“. Disch beschwichtigt, so schlimm sei das alles nicht, weil man unter den Anlagen durchschauen könne und sie zum Boden Abstand hielten. Überzeugt hat das Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) allerdings nicht, wenn er im laufenden OB-Wahlkampf erklärt, ein paar Anlagen weniger dürften auch genügen. Wenn sich überall Grenzen der Lösungsmöglichkeiten auftun, dann müssen andere Grenzen schon überschritten sein. Zu viele Menschen verbrauchen eben zuviel Energie.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen