© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/10 02. April 2010

Zeitschriftenkritik: Respect
Bedrohte Arten
Werner Olles

Sechs Ausgaben des Magazins respect – Untertitel: Christentum, Kultur, Menschenwürde – liegen bislang vor, doch darf man jetzt schon feststellen, daß diese außergewöhnliche Publikation eine wirkliche Bereicherung des immer undurchdringlicher gewordenen Zeitschriftendschungels darstellt. Lächerliche Popkultur-Diskurse sucht man hier vergebens, dafür warten die zweimal jährlich mit einem Umfang von 100 Seiten im DIN-A-4-Format erscheinenden Hefte mit Schwerpunktthemen auf, die von „Schwarz und Weiß. Christen und Rassismus“ über „Bergpredigt leben“ bis zum Titelthema der aktuellen Ausgabe (Frühjahr 2010) „Im Dschungel“ reichen. Gemeint ist hier jedoch nicht der Dschungel der Medienwelt, sondern jene geistige und kulturelle Landschaft, in der wir als Leser immer wieder aufregende Entdeckungen machen, Neues kennen- und Altbekanntes neu sehen und besser verstehen lernen.

Wie jeder Thematik nähert sich die Zeitschrift auch dem „Dschungel“-Thema aus einer bewußt christlichen Perspektive, für die Überkonfessionalität gewissermaßen zum Programm gehört. Dabei kann und will sie ihre eigentliche Grundierung in einem modernen – aber durchaus nicht modischen – Kultur- und Bildungsprotestantismus nicht verbergen. Als christliches Kulturmagazin nähert sich respect den religiösen Lebenswelten der Menschen und Völker, die in den globalisierten Massengesellschaften mit der damit einhergehenden Zerstörung substantieller Sittlichkeit und dem Verlust echter und wahrer Gemeinschaft, bereits eine bedrohte Art darstellen, mit der tröstlichen Hoffnung auf eine Wiederverzauberung einer zunehmend als kalt, leer und bedrohlich empfundenen modernen Welt.

So beschreibt Lothar Käser in seinem Essay „Die dunkle Seite des Regenwaldes“ eine Entdeckungsreise zu den Akapygmäen. Im Regenwald des Kongobeckens der Zentralafrikanischen Republik, eines der ärmsten und zugleich korruptesten Länder des Schwarzen Kontinents, will er Erkundungen über das Welt- und Menschenbild der pygmäischen Ureinwohner anstellen. Doch schon der erste Eindruck von der schlimmen Quälerei eines hilflosen Hundes, der sich nur etwas zu fressen aus einer Hütte geholt hatte, läßt den Autor an der in Europa oft geäußerten naiven Ansicht zweifeln, „Naturvölker“ behandelten die Natur stets pfleglich und hingebungsvoll und lebten gar „im Einklang“ mit ihr. Mehr als ernüchternd stellt sich auch der Umgang der Bantus mit den Pygmäen dar. So lassen die Bantus die Pygmäenmänner ohne Lohn für sich arbeiten, während sie die Pygmäenfrauen als Sexsklavinnen ausbeuten.

Erst Vertreter christlicher Organisationen machten diese schweren Übergriffe öffentlich, was ihnen prompt den Vorwurf der „Kulturzerstörung“ und des „Rassismus“ einbrachte. Doch werden christliche Denkformen den Ureinwohnern keineswegs übergestülpt, sondern diese übernehmen, was ihnen zuträglich erscheint und lassen anderes unberücksichtigt, weil es nicht in ihre kulturellen Vorstellungen paßt. Diese pragmatische Handlungsweise macht eine respektvolle Begegnung unterschiedlicher Kulturen möglich.

Anschrift: Neufeld Verlag. VdK-Straße 19, 92521 Schwarzenfeld. Das Einzelheft kostet 7,90, das Jahresabo 17 Euro. Internet: www.respect-magazin.net

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