© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/10 02. April 2010

Blick in die Medien
Synchronsensibel
Ronald Gläser

Die Filmindustrie paßt genau auf bei der internationalen Vermarktung: Nationale Empfindlichkeiten der potentiellen Zuschauer zu verletzen, ist unklug. Deswegen werden Texte beim Synchronisieren schon mal erheblich verändert, zum Beispiel wenn es um meschugge oder „leichte“ Frauen geht. So verliebt sich eine Verrückte in „Boston Legal“ (Vox) in einen deutschen Stromkasten. Uns Deutschen wird zwar sonst viel Blödsinn aus Amerika zugemutet, aber in der deutschen Version der Serie ist es plötzlich ein schwedischer Stromkasten. Wär’ ja auch zu schlimm, wenn sich eine meschugge Frau in einen deutschen Stromkasten verliebt, oder? Kein Einzelfall. Schon in „007 – Leben und Sterben lassen“ (1973) liegt der smarte James Bond (Roger Moore) zu Beginn (wie so oft) mit einer Frau im Bett. Sein Chef M erscheint und informiert ihn, daß die Italiener eine ihrer Agentinnen vermissen. Geheimagent 007 läßt sich nichts anmerken, dabei sitzt diese Agentin gerade in seinem Wandschrank. In der italienischen Fassung ist diese „geraubte Sabinerin“ dann aber plötzlich eine französische Agentin.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen