© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/10 09. April 2010

Meldungen

Wissenschaftspolitik:  Gefahr der Erstarrung

BERLIN. Das deutsche Wissenschaftssystem, im internationalen Vergleich weiterhin „äußerst leistungsfähig“, präsentiere sich trotzdem derzeit als „allzu starr“, wie drei Politologen vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) behaupten. Weert Canzler, Andreas Knie und Dagmar Simon glauben, daß die „Orte der Wissensproduktion“ an Hochschulen, staatlichen und privaten Forschungsinstituten immer noch zu streng gegeneinander abgegrenzt seien. Dies wirke sich negativ auf das „kreative Klima“ aus. Wandlungen müßten sich am US-Vorbild orientieren, wo etwa vier Universitäten ein Fünftel von 1.000 Spitzenforschungsergebnissen für die Informations- und Kommunikationstechnologie lieferten. Ein richtiger Schritt zur Kräftebündelung in den Zukunftsbranchen sei die Fusion des Forschungszentrums Karlsruhe mit der Universität zum Karlsruhe Institute of Technology. Auch „transnationale Institutionenbildungen“ und „Förderstrategien“ könnten vor der „Erstarrung“ des deutschen Wissenschaftssystems schützen (WZB-Mitteilungen, 127/2010).

 

Landwirtschaft: Böses Schicksal selbstgemacht

SEELZE. In manchen neueren Darstellungen deutscher Agrargeschichte scheint der Bauer auf dem Weg zum Landwirt und am Ende gar zum Ausstellungsstück im Naturschutzpark von anonymen Mächten abgewickelt worden zu sein. Wie der Agrarhistoriker Günter Mahlerwein nachzuweisen bemüht ist, sei der landwirtschaftliche Strukturwandel im 20. Jahrhundert jedoch keineswegs jenes politisch diktierte „Schicksal“ gewesen, das der bäuerliche Bevölkerungsanteil nur passiv erduldet habe. Vielmehr hätten die ländlichen Akteure auf Verlauf und Tempo des Strukturwandels großen Einfluß genommen. Die nach 1945 verschärfte Abwanderung in den Industrie- und Dienstleistungssektor sei also partiell selbstinduziert. Sozialpsychologisch sei das bei der verbliebenen Landbevölkerung vorherrschende Gefühl der „Übermächtigung“ durch inzwischen globalwirtschaftliche Abläufe zwar verständlich, werde aber der tatsächlichen Entwicklung nicht gerecht (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 1/2010). Den verödenden Landstrichen wird dieses Fazit wohl kaum auf die Beine helfen.

 

Erste Sätze

Seit Jahrhunderten war das Geschlecht der Büchner im hessischen Odenwald ansässig, seit Generationen waren die Männer Bader und Chirurgen gewesen.

Karl Vietor: Georg Büchner. Politik – Dichtung – Wissenschaft, Bern 1949.

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