© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/10 23. April 2010

Meldungen

Ernst Jünger: Umbau des Menschen im Nahkampf

FREIBURG. Der Mensch, der im Krieg „zu sich selbst“ komme, sei im Werk Ernst Jüngers erst noch zu entdecken. Nachdem die nimmermüde EJ-Forschung bereits etliche Regalmeter über den Jahrhundert-Autor produziert hat, scheint diese These des Germanisten Peter Burschel wenig zu überzeugen (Freiburger Universitätsblätter, 186/2009). Daß die von Jünger in den Rauschzuständen des Nahkampfes erfahrene neue „Eigentlichkeit“, das unentfremdete Dasein des „primitiven Menschen“, Kulturkritik im Medium autobiographischer Kriegsprosa transportiert, ist so neu nicht – ebensowenig wie Burschels Befund, daß die Materialschlachten des Ersten Weltkrieges ihre Teilnehmer leiblich und psychisch umgebaut hätten. Dem derart geformten Seelenhaushalt schreibt Burschel großen Einfluß auf die „aggressive Identität der Konservativen Revolution“ zu. Ob der Weg allerdings dann sogar schnurgerade zur „Generation des Unbedingten“ (Michael Wildt) führt, zu den „Stahlgestalten“ des Sicherheitsdienstes der SS, deren „Ausmordungen“ Jünger mit Entsetzen quittiert, ist sehr fraglich. Denn die meisten von den späteren Verantwortlichen des Schwarzen Ordens saßen 1918 noch in der Untersekunda, weit weg von den Todeszonen des „anthropologischen Umbaus“.

 

Kosmologie: Vorzeitiges Ende des Homo sapiens

LEININGEN. Wie den letzten Menschen wohl zumute sein wird, wenn in 7,59 Milliarden Jahren unser Planet in die aufgeblähte, sterbende Sonne stürzt? Darüber zu spekulieren, mag müßig sein, doch es sind solche Vanitas-Schauer, denen die astrophysikalische Forschung ein Gutteil ihrer populären Resonanz verdankt. Auch was der Wissenschaftsjournalist Rüdiger Vaas zu berichten weiß, spielt auf dieser apokalyptischen Tastatur. Denn Kosmologen, die das Geheimnis der mysteriösen „Dunklen Energie“ lüften wollen, hätten quasi als Abfallprodukt ihrer Suche nach den Kräften, die die Welt im Innersten zusammenhalten, die bestürzende Entdeckung gemacht, daß dem Homo sapiens nur noch die lächerliche Frist von zehn Millionen Jahren vergönnt sei, bevor ihm ein „brachiales Ende“ bereitet werde (Bild der Wissenschaft, 4/2010). Demnach hänge unser Schicksal weder von der Sonne noch vom „Endknall“ ab, der die vom „Urknall“ bewirkte Ausdehnung des Weltraums erst in ein paar Milliarden Jahren abschließt, sondern von der „Dunklen Energie“, die für einen vorzeitigen Kollaps sorgen werde. Da Vaas aber versichert, „Kosmologen verstehen fast alles von allem nicht einmal ansatzweise“, lassen die beinahe boulevardesken Prophezeiungen dieser Zukunftsspäher etwas Luft für die Hoffnung, daß sich der Vorhang für uns nicht mitten im Stück senkt.

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