© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/10 23. April 2010

Leserbriefe

Zu: „Das globale Dorf“ von Baal Müller und Thorsten Thaler, JF 15/10

So ist die Realität

„Mitteldeutschland“ – dieser geographisch gebrauchte Begriff war bis 1945 für die heutigen Länder Sachsen, Brandenburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern sicher richtig. Das frühere Westdeutschland war Rheinland-Pfalz, Westfalen, Hessen, Ostdeutschland waren die verlorenen Provinzen Pommern, Schlesien, West- und Ostpreußen.

Nach den Zwei-plus-Vier-Verträgen und der Wiedervereinigung endet Deutschland im Osten an Oder und Neiße, das frühere mitteldeutsche Brandenburg und Sachsen befindet sich also im heutigen Osten unserer Republik – wenn auch der Verlust der ehemaligen Provinzen immer wieder Wehmut mit sich bringt, sobald wir uns nur mit ihrer Geschichte und Kultur beschäftigen. Aber so ist die Realität.

Damit der Berichterstattung der JF nicht von politisch korrekten Zeitgenossen vermeintlicher Revanchismus sowie geschichtspolitische Ignoranz vorgeworfen werden kann, bitte ich die Redaktion, doch den Ausdruck „Mitteldeutschland“, wenn Sie ihn benutzen, geographisch und politisch als „im ehemaligen“ zu bezeichnen beziehungsweise Brandenburg, Vorpommern, Sachsen als heutiges Ostdeutschland zu bezeichnen.  

Dr. Bernd Büdenbender, Steffenberg

 

 

Zu: „Friedensmission ohne den Dank des Vaterlandes“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 16/10

Trauer um unsere Gefallenen

Es ist eine Schande, unseren Soldaten die notwendige und erforderliche Unterstützung aus der Heimat zu verweigern! Vor allem und gerade auch die moralische in der Öffentlichkeit. Ich trauere um unsere Gefallenen. Mögen ihre Familien die Stärke haben, mit dem schrecklichen Verlust umzugehen. Und die Regierung die Weisheit, endlich die richtigen Konsequenzen aus den letzten Ereignissen zu ziehen.

Alexander Esslinger, Stuttgart

 

Beispiel sowjetische Niederlage

Geschichte wiederholt sich nicht, sie wird wiederholt. So hätten selbst praktisch veranlagte politische Entscheidungsträger problemlos die Verbindung zu dem zehnjährigen Kampf der russischen Streitkräfte in Afghanistan herstellen können. Trotz einer deutlich höheren Truppenstärke, einer weitaus schnelleren Einstellung auf die Besonderheiten eines asymmetrischen Krieges und trotz einer – gegenüber den Afghanen – erdrückenden materiellen Übermacht erlitt die „ruhmreiche Armee“ eine vernichtende Niederlage. Das sollte längst zur Überlegung der Anti-Terror-Truppe geführt haben, ob dieser Einsatz militärisch überhaupt zu gewinnen ist.

Ohne die Frage nach dem wirklichen strategischen Ziel des Afghanistan-Einsatzes zu stellen, bei dem die Rolle „der Taliban“ übertrieben und großenteils unrichtig dargestellt wird, ist jeder einzelne am Hindukusch gefallene oder verletzte deutsche Soldat einer zuviel. Es ist verwunderlich, daß Bevölkerung und Angehörige der Gefallenen so ruhig bleiben.

Dietmar Hartwig, Wiesmoor

 

Ein anderer Mißbrauch

Vier weitere tote Soldaten in Afghanistan! Mehrere Schwerverletzte! Wenn ich mir vorstelle, einer meiner Söhne wäre dabei, dann wäre mein Zorn kaum zu bremsen. Man zieht die Kinder groß unter vielen Opfern, und dann wird einer von ihnen dahingerafft in einem Krieg für fremde Interessen. Daß dies mit der krasseste Mißbrauch junger, gesunder Hoffnungsträger unseres Landes ist, das ist in den Hirnen unserer auslandsdevoten Regierung noch nicht angekommen.

Rudolf Taubitz, München

 

Den Einsatz verstärken

Wer gegen den Afghanistan-Einsatz ist, unterstützt meiner Meinung nach damit das Bestreben der Taliban, auch an radioaktives Material zu kommen, und wird mitschuldig, wenn diese damit den Westen angreifen. Um das zu verhindern, führt kein Weg daran vorbei, den Taliban unbedingt das Handwerk zu legen.

Um die Taliban zu besiegen, sollte der Einsatz verstärkt und das ganze Land durchkämmt werden. Weiterhin muß ein weiterer Geldzufluß an die Taliban verhindert und der Verkauf von Waffen an sie unterbunden werden.

Jürgen Schulz, Buchholz

 

Gesunder Menschenverstand

Es ist ja nicht weiter verwunderlich, wenn ich als regelmäßiger Leser der JF Artikel für gelungen und zutreffend halte. Aber bemerkenswert finde ich, daß sämtliche Bekannte, denen ich die JF zum Kennenlernen übergebe, genauso empfinden. Es ist langsam mehr als auffällig, wie sehr realistische Betrachtung und Sachverstand in vielen anderen Printmedien offenbar abhanden gekommen sind!

Der Artikel zum Thema Afghanistan spricht diesbezüglich auch wieder eine klare Sprache. Und diese ist nicht links-, mitte- oder rechtslastig, sondern spricht offenbar mit gesundem Menschenverstand für die Meinung großer Teile der Bundesbürger. Fragt sich nur, wie lange die politische Kaste sich noch dieser Meinung entziehen will.

Thorsten Koogje, Bad Zwischenahn

 

Das Mitgefühl der Bevölkerung

Die USA führen den Krieg in Afghanistan mit der imperialistischen Zielsetzung, das strategisch und wirtschaftlich bedeutsame asiatische Transitland dauerhaft unter Kontrolle zu halten. Dazu instrumentalisieren sie auch die Nato und viele Partnerländer, die wie Vasallen für den Krieg Hilfskräfte stellen. Das Mitgefühl muß dabei allen Angehörigen der Zivilbevölkerung und der Kriegsparteien gelten, die in Afghanistan leiden.

Keinerlei Anerkennung verdienen aber alle deutschen Politiker, die es nicht wagen, wie die Niederlande ihren militärischen Tribut für die USA in Afghanistan endlich zu beenden. Die Politiker, die heute in Deutschland an der Macht sind, sollten sich an dem Mut von Bundeskanzler Gerhard Schröder ein Beispiel nehmen. Er hat sich seinerzeit dem Drängen der USA und auch seiner innenpolitischen Gegner, darunter die heutige Bundeskanzlerin, erfolgreich widersetzt, die Bundeswehr im letzten Irak-Krieg einzusetzen. Damit hat er sich für Deutschland in höchster Weise verdient gemacht.

Dr. Christian Hoyer, Grafschaft Birresdorf

 

 

Zu: „Der Fluch Katyns“ von Christian Rudolf und Lubomir T. Winnik, JF 16/10

Wegen Katyn hingerichtet

Die Regierungschefs Rußlands und Polens, Wladimir Putin und Ronald Tusk, gedachten im April erstmals gemeinsam der Opfer von Katyn. Verantwortlich für das Massaker waren Josef Stalin und sein Politbüro. Dafür angeklagt, in einem Schauprozeß 1945 zum Tode verurteilt und gehenkt wurden die deutschen Offiziere Ernst Böhm, Herbert Janike, Erwin Skotki, Ernst Gehrer, Karl Hermann Strüffling, Heinrich Remmlinger, Eduard Sommerfeld. Ihrer sei an dieser Stelle mit tiefem Respekt gedacht, denn die Herrschenden in diesem Staat werden es nicht tun. Eine Entschuldigung Putins beim deutschen Volk für dieses infame Verbrechen steht bislang aus.

Putin argumentierte, daß die Untaten Stalins, so schlimm sie seien, nicht dem russischen Volk angerechnet werden dürften. Bekanntlich sind die Verbrechen im Namen des roten Sozialismus in Hinblick auf die Zahl der Opfer, Umfang und Dauer des Terrors noch viel singulärer als die des anderen Sozialismus. Damit drängt sich analog die Folgerung auf, daß die Untaten Hitlers, so schlimm sie waren, nicht dem deutschen Volk angelastet werden dürfen, auch wenn das den ganzen Gründungsmythos der BRD erschüttern sollte.

Adolf Frerk, Geldern

 

 

Zu: „Erdoğan der Eroberer“ von Michael Paulwitz, JF 15/10

Entweder – oder

Daß die Türkei laizistisch geprägt ist, gefällt der EU, daß das Militär dort über größeren Einfluß verfügt als in Westeuropa, mißfällt ihr wiederum. Dabei wird übersehen, daß es in der islamischen Welt stets auf die Alternative hinausläuft: (säkulare) Baath-Partei- (Syrien, Saddams Irak) oder Militär-Diktatur (zum Beispiel Ägypten) einerseits oder islamistischer Staat auf dem Fundament der Scharia (Iran, Saudi-Arabien) andererseits. Zivil geprägte Demokratien westlichen Zuschnitts findet man im Nahen Osten kaum.

Auch in der Türkei ist die Armee traditionell eine der stärksten Stützen des Kemalismus. Wenn die EU nun für die Türkei einen Primat der Politik fordert, gleichzeitig jedoch Islamisierung (zu Recht) ablehnt, dann klingt dies wie die Aufforderung: „Wasch mir den Rücken, aber mach mich nicht naß!“

Andreas Nickmann, Pörnbach

 

 

Zu: „Das globale Dorf“ von Baal Müller und Thorsten Thaler, JF 15/10

Nicht in einen Topf

Biologischer Landbau, insbesondere der biologisch-dynamische Landbau wurde in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Rudolf Steiner und Mitarbeitern entwickelt; und zwar nicht nur aus irgendwelchen esoterischen, sondern auch aus ganz handfesten Gründen: gesündere Lebensmittel (die diese Bezeichnung auch verdienen), gesündere Böden, keim- und parasitenresistente Pflanzen, artgerechte und gesunde Tierhaltung und vieles andere mehr.

Es dauert bei der Umstellung von konventioneller zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft etwa drei Jahre, bis man überhaupt erst mal das erste Geld verdienen kann. Ein solches Engagement, wie das biologische Landwirtschaften, von dem Menschen, Tiere, Pflanzen und die Erde in höchstem Maße profitieren, in einen Topf werfen zu wollen mit Abenteuer­urlaub, Survivalcamp, Wildwasser-Canyoning und „Liebe zu kleinen Eisbären“, halte ich für reichlich deplaziert.

Albert Michael Krings, Sinzing

 

 

Zu: „Im Angesicht des Gottessohns“ von Georg Alois Oblinger, JF 14/10

Aus Gottes Macht und Kraft

Der Satz im JF-Artikel „Dieser Leichnam hat aus eigener Kraft sein Grab verlassen“ bedarf der Korrektur: „Das Subjekt der Auferstehung Jesu ist Gott, der Vater.“ Der Neutestamentler Karl Heinrich Rengstorf aus Münster hat in seinem Buch „Die Auferstehung Jesu. Form, Art und Sinn der urchristlichen Osterbotschaft“ dargelegt: Im Hebräischen gibt es außer Aktiv und Passiv auch die Aktionsart Kausativ, das heißt „veranlassend“ – und das liegt hier zugrunde; also: „Gott hat die Auferstehung Jesu veranlaßt“. Im Griechischen ist das Kausativ nicht so einfach auszudrücken, weder verbal noch im Substantiv „Anastasis“.

Übrigens gibt es eine Rückübersetzung des Matthäus-Evangeliums aus dem Griechischen ins Hebräische, die so leicht und flüssig ging (was bei Markus, Lukas und Johannes nicht so geht), daß als wissenschaftlich gesichert gilt: Das Matthäus-Evangelium wurde ursprünglich auf hebräisch konzipiert.

Hans-Georg Gleditsch,Bad Salzuflen

 

 

Zur Meldung: „Muslime verlangen klärendes Gespräch“, JF 13/10

Wieder nach Hause schicken

Es sind nicht die Muslime oder ihre Organisationen, die für uns in Mitteleuropa ein Problem sind. Wir sind es selbst. Wir sind nicht in der Lage, unsere eigene nationale und kulturelle Identität klar zu definieren und knallhart die Einhaltung unserer Regeln einzufordern. Eigentlich wäre es ganz einfach: Wer Gast in einem fremden Haus bei freundlichen Leuten ist, paßt sich den Regeln im Haus des Gastgerbers an. Und wer das nicht will, geht erst gar nicht rein. Und wenn er dennoch reingeht und Schwierigkeiten macht, wird er wieder nach Hause geschickt.

Konkret: Muslime, die hier nach unseren westlichen Regeln der Aufklärung und der Kultur des christlichen Humanismus leben wollen, sind als respektvolle Gäste herzlich willkommen. Alle andere dürfen kein über einen touristischen Aufenthalt hinausgehendes Aufenthaltsrecht haben.

Diana Tell, Weikersheim

 

 

Zu: „Nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gearbeitet“ von Horst Boog, JF 13/10

„Spitfire“ beschoß wahllos

Tieffliegerangriffe der RAF auf Zivilisten, ja sogar auf Kinder hat es gegeben. Ich habe sie selbst dreimal erlebt. Zum Beispiel geschah es am 1. August 1944, daß ich (Jahrgang 1937) und drei Schulkameraden, von der Schule in St. Annenheim bei Villach, Kärnten, kommend, auf dem Wege nach Hause in Sattendorf am Ossiacher See waren. Plötzlich wurden wir von RAF-Tieffliegern („Spitfire“) übeflogen und mit Bordwaffen beschossen; sie flogen so tief, daß der vorne sitzende Pilot deutlich zu erkennen war. Wir sprangen in den Straßengraben und suchten Deckung. Wir hatten Glück und kamen mit dem Schrecken davon.

Am 3. April 1945 hielt unser vollbesetzter Zug der Deutschen Reichsbahn am frühen Nachmittag auf offener Strecke zwischen München und Rosenheim. Die Reisenden wurden vom Zugpersonal aufgefordert, den Zug sofort zu verlassen und im Gelände Schutz vor herannahenden Tieffliegern der RAF zu suchen; die „Spitfire“ kamen und beschossen Zug und Reisende wahllos. Mutter und ich hatten wieder Glück, andere nicht.

Klaus Schlüter, Rostock

 

 

Zu: „Mugabe gilt immer noch als Vorbild“ von Hans Christians, JF 12/10

Schatten der DDR-Sicht?

Es ist nicht nachgewiesen, daß 1904 in der „Schlacht am Waterberg“ und danach durch Ausweichen in die Kalahari-Wüste Tausende Hereros im Kampf gegen die kaiserliche „Schutztruppe“ oder durch Hunger und Durst ihr Leben verloren. Die Akten der britischen Kolonialverwaltung in den benachbarten Gebieten belegen, daß sich dort die Führer der Hereros vor der Schlacht am Waterberg Rückendeckung mit der Zusage eingeholt haben, Landbesitz und Leben der englischen und burischen Bauern bei den Kämpfen zu verschonen. Im Gegenzug erhielten sie, wenn der Aufstand scheitern sollte, Asyl und Weideland in Britisch-Betschuana-Land zugesichert.

Wenige Monate nach der Schlacht tauchen viele Hereros auf den Lohnlisten der deutschen Farmer sowie in den Berichten der Missionsstationen und der Polizei wieder auf. Alte marxistische DDR-Historie ist doch einfach nicht kleinzukriegen.

Ingo Schewiola, Hamm

 

 

Zu: „Kein Verkauf an Stadt“ von Marcus Schmidt, JF 7/10

Kein Almosen, sondern Spenden

In dem Artikel standen einige Behauptungen, denen hiermit entschieden widersprochen wird: 1. Frau Limmer behauptet, sie wäre zur Zahlung des Anteil des Verkaufserlöses, der an den Verein ausgezahlt wurde, nicht verpflichtet gewesen. Bei dieser Summe handelt es sich um kein Almosen, sondern um die Spenden, die der Verein im Laufe der Jahre in das Gebäude in Borna investiert hatte.

2. Ferner wurde Frau Limmer zitiert, diese Spenden könnten jetzt zurückgezahlt werden. Hierzu stelle ich fest: Die Spenden werden auch weiterhin für den gespendeten Zweck unseres Vereins verwendet, eine würdige Gedenkstätte für die zivilen Opfer des Zweiten Weltkrieges durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und in Gefangenenlagern zu errichten. Dieses Ziel wurde noch nicht erreicht.

Im Gegenteil, alle Leser, die sich diesem Ziel verbunden fühlen und sich das Schauspiel um das Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin nicht mehr länger anschauen möchten, sind herzlich aufgerufen, den Verein mit Spenden weiterhin zu unterstützen. Wir werden eine Gedenkstätte frei von Privatinteressen errichten und brauchen dazu ihre Solidarität.

Wolfram Schiedewitz, 1. Vorsitzender Verein Gedächtnisstätte

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