© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/10 30. April 2010

UMWELT
Grüne Fahnen
Volker Kempf

Im badischen Breisach wehen seit einigen Wochen grüne Fahnen. Doch das M darauf steht nicht etwa für den islamischen Propheten Mohammed, sondern für die seit 1971 in Deutschland agierende Imbißkette McDonald’s, die ihren Firmenauftritt teilweise von Rot auf Grün umstellt. Das soll eine Nähe zu Bio und Sensibilität für den Umweltschutz signalisieren. Denn der US-Konzern mußte schon öfter Kritik einstecken. Daraufhin verschwanden vor Jahren beispielsweise Kunststoffverpackungen, Papier und Pappe kamen vermehrt zum Einsatz. Das einseitig fleischhaltige Angebot wurde durch einen Gemüsebratling bereichert. Dieser verschwand bald wieder aus dem Programm. Die Nachfrage sei zu gering gewesen.

Nun ist das Angebot als „Veggieburger“ wieder zurück. Selbst das Fischbrötchen bekommt in Charles Clovers Buch „Fisch kaputt“ über die Überfischung der Meere gute Noten. Der US-Konzern verzichtet aber darauf, dafür ein entsprechendes Nachhaltigkeitsgütesiegel in Anspruch zu nehmen. Das würde Geld kosten. Die Fundamentalkritik, daß zu viele Menschen zuviel Fisch essen, trifft dennoch weiter zu. Aber das ist nicht nur ein grundsätzliches Problem von McDonald’s & Co. Die extrem hohen Anforderungen, die der marktmächtige Konzern an seine Zulieferer stellt, machte die US-Imbißkette zu Zeiten von Gammelfleischskandalen allerdings auch bei konservativer Kundschaft beliebt. McDonald’s, einst als schlimmer Umweltfrevler verrufen, scheint dazugelernt zu haben. Doch was Fett und Kohlehydrate anbelangt, sollten die Ampeln weiter auf Rot stehen. Auch die Eßkultur in den deutschlandweit weit über tausend Filialen ist für viele indiskutabel. Das wird sich kaum ändern, denn auch das folgt einem Trend der Zeit.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen