© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/10 07. Mai 2010

Ölpest im Golf von Mexiko
Purer Dilettantismus
von Volker Kempf

Die USA sind groß beim Erdölverbrauch, aber klein, wenn es um die Vorkommen geht. Das ist riskant, weil es von den politischen Launen anderer abhängig macht. Also wurde nach Lösungen gesucht, die sich einst in der Hoffnung niederschlugen, im 21. Jahrhundert werde Energie hauptsächlich aus Atomkraft gewonnen. Aber wir leben auch 2010 noch immer im fossilen Zeitalter. Also muß Öl herbeigeschafft werden, mittlerweile auch mit Bohrinseln im Bereich der Tiefsee. Daß die Ölgewinnung damit aufwendiger wird, folgt der Logik von den mühsam zu verschiebenden Grenzen des Wachstums. Daß aber auch die Risiken in 1.500 Meter Tiefe zunehmen würden, wird vielen nun erst durch die Havarie der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ schmerzlich bewußt. Milliarden Liter Öl ergießen sich in den Golf von Mexiko.

Eine hektisch zusammengezimmerte Saugglocke soll die Lösung bringen – Dilettantismus pur. Daraus muß zwingend gelernt werden, die erheblichen Risiken nicht zu verdrängen, sondern ganz bewußt abzuwägen. Das Risiko einer solchen Ölpest, wie sie sich jetzt ereignet, ist mit den Milliardenbeträgen, die sie den Ölkonzern BP kosten wird, gar nicht zu beziffern. Der Ausbau der Tiefseebohrungen nach Öl muß bis auf weiteres gestoppt werden.

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