© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/10 07. Mai 2010

Arianna Huffington. Die Millionärin gründete Amerikas erfolgreichste Online-Zeitung
Die Königin der Blogger
Michael Wiesberg

Wir brauchen Redaktionen, die mit Wachhunden und nicht mit Schoßhündchen besetzt sind (...) Wir rütteln die Mainstream-Medien auf!“ Mit Worten wie diesen gelingt es Arianna Huffington, der streitbaren Mitbegründerin und Chefredakteurin der Online-Zeitung Huffington Post (kurz: HuffPost), immer wieder, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zum „einflußreichsten Alternativmedium der USA“ (Spiegel) hat sich das vor fast genau fünf Jahren, am 9. Mai 2005, gestartete Portal ( www.huffingtonpost.com ) inzwischen gemausert – nicht zuletzt dank der rührigen Chefredakteurin, die 2006 vom Time Magazine auf die Liste der hundert einflußreichsten Personen in den USA gesetzt wurde.

Wenn man so will, war der Weg in den Journalismus für die 1950 in Athen geborene Griechin vorgezeichnet, war ihr Vater doch Zeitungsverleger. Zunächst trat die studierte Ökonomin mit Biographien über Maria Callas und Pablo Picasso hervor, ehe sie eine Ehe mit dem US-Millionär Michael Huffington einging, die 1997 geschieden wurde.

In dieser Zeit änderte Huffington ihre politischen Positionen; sie selbst sagt von sich, aus einer „ehemaligen Rechten“ sei eine „progressive und mitfühlende Populistin“ geworden. Mehr und mehr mischte sie sich in die politische Diskussion ein; so sprach sie sich etwa gegen die Einmischung der USA in den Kosovo-Konflikt aus. In den kalifornischen Gouverneurswahlen 2003 zog sie mit dem Motto „The hybrid versus the hummer“ gegen Arnold Schwarzenegger zu Felde. Mit „Hybrid“ war ihr Hybridauto „Toyota Prius“ gemeint, mit „Hummer“ Schwarzeneggers Geländewagen.

Bekannt wurde Huffington aber vor allem durch ihre Blogs, die für sie eine „andere Methode der Hintergrundberichterstattung“ darstellen. Ein guter Blogger ist aus ihrer Sicht wie ein „Pitbull-Terrier“, der, wenn er sich in etwas verbissen hat, nicht wieder loszureißen ist. Das sagt viel über das Selbstverständnis einer Frau, die den Medien inzwischen als die „Königin der Blogger“ oder das „Web-Orakel“ gilt.

„Blogging“, die „Echtzeitübertragung von Meinung“, ist denn auch ein wesentliches Kriterium der HuffPost, für die laut Huffington 3.000 – unbezahlte – Blogger arbeiten sollen. Erklärtermaßen ist ihr dabei nicht wichtig, ob Beiträge immer ausgewogen sind – das sei eher ein Anliegen „traditioneller Medien“. Sie erwartet aber, so erklärte sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, daß sie den Kriterien „Genauigkeit, Fairneß und Transparenz“ standhalten.

Dieses Konzept geht offensichtlich nicht zuletzt dank der „Pitbull“-Qualitäten Huffingtons auf, für die ihr der britische Observer den Beinamen „Hurricane Arianna“ verliehen hat, während das Time Magazine folgende Worte fand: „In ihren Händen wird ein Kompliment zum gesellschaftlichen Äquivalent eines Tomahawk-Marschflugkörpers, aus dem Hinterhalt abgeschossen auf ein gründlich recherchiertes Ziel. Dagegen ist Verteidigung extrem schwierig.“

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