© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/10 07. Mai 2010

Chronik: Der Kampf gegen den Euro

1988

Der Ausschuß zur Prüfung der Wirtschafts- und Währungsunion unter Leitung des Vorsitzenden der Europäischen Kommission, Jacques Delors, verfaßt den sogenannten „Delors-Bericht“. Dieser sieht in drei Schritten die Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion vor.

Jan./Feb. 1992

Im Europäischen Parlament fordert die unabhängige deutsche Abgeordnete Johanna Grund die Beibehaltung der Deutschen Mark: Die Deutschen würden eines Tages „für das D-Mark-Geschenk an Europa die inflationäre Zeche zahlen“ müssen, so die Parlamentarierin. Die JF dokumentiert einen Auszug der Rede.

7.2.1992

Der Europäische Rat unterzeichnet den Maastricht-Vertrag. Im Zentrum des Vertrages stehen Bestimmungen zur Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion in drei Stufen. Laut Vertrag soll frühestens bis 1. Januar 1997, spätestens zum 1. Januar 1999 in der EU der Euro eingeführt werden.

18.12.1992

Der Staatsrechtslehrer Karl Albrecht Schachtschneider erhebt im Auftrag des ehemaligen bayerischen FDP-Landesvorsitzenden, Manfred Brunner, Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen den Vertrag von Maastricht.

12.10.1993

Mit dem „Maastricht-Urteil“ bestätigt das Bundesverfassungsgericht die Vereinbarkeit des EU-Vertrags von Maastricht mit dem deutschen Grundgesetz. Das Urteil wird zum Ausgangspunkt für die Gründung der Partei Bund Freier Bürger (BFB).

1994

Gründung des Bundes Freier Bürger unter dem Vorsitzenden Manfred Brunner infolge des „Maastricht-Urteil“. Die Partei lehnt den Vertrag und die politische Union ab, wird jedoch bei der Europawahl 1994 nur 1,1% der Stimmen erreichen, bei der Bundestagswahl 1998 gar nur 0,2 %.

31.3.1997

Der bekannte britische Bestsellerautor Frederick Forsyth schreibt einen Offenen Brief an Bundeskanzler Kohl, in welchem er ihm von der Währungsunion abrät. In Anspielung auf den Nationalsozialismus befürchtet Forsyth in dem vom „Spiegel“ abgedruckten Dossier, daß Deutschland „erneut auf einem neuen Wahnsinnsweg voranmarschiert“.

12.1.1998

Zu den wichtigsten Gegnern des Euro werden nun die vier Professoren Karl Albrecht Schachtschneider, Wilhelm Nölling, Wilhelm Hankel und Joachim Starbatty: Sie reichen Klage vor dem Bundesverfassungsgericht ein. Alle vier sind später Autoren oder Interviewpartner der JUNGEN FREIHEIT.

16.1.1998

Mit dem unmißverständlichen Titel „Euro-Putsch stoppen“ (JF-Aufmacher der Ausgabe 4/98) bekennt die JUNGE FREIHEIT Farbe. Die Zeitung wertet die Klage gegen den Euro als „beeindrukkenden“ Versuch, den „Kamikazeflug der Bundesregierung in die europäische Weichwährung“ zu stoppen.

3. April 1998

Eine Liste mit 250.000 Unterschriften eines Volksbegehrens „Für das Volksbegehren – rettet die D-Mark“ wird vom BFB-Vorsitzenden Manfred Brunner beim Finanzausschuß des Deutschen Bundestages eingereicht.

31.3.1998

Das Bundesverfassungsgericht verwirft die Klage der Professoren Karl Al­brecht Schachtschneider, Wilhelm Hankel, Wilhelm Nölling und Joachim Starbatty gegen die Einführung des Euro.

23.4.1998

Mit 575 gegen 35 Stimmen  – bei fünf Enthaltungen – wird die Einführung des Euro im Bundestag bestätigt, nur die PDS stimmt dagegen. Einen Tag später stimmt auch der Bundesrat zu, nur das CDU-regierte Sachsen enthält sich. Sein Land habe Zweifel, ob alle Euro-Staaten schon reif für die Union seien, sagte Ministerpräsident Kurt Biedenkopf.

24.4.1998

Gründung der Partei „Pro Deutsche Mitte – Initiative Pro D-Mark“ (kurz Pro DM) unter dem Vorsitz des Unternehmers Bolko Hoffmann. Die Partei kämpft ebenfalls  gegen die Einführung des Euro,  erreicht aber bei der Bundestagswahl 1998 nur 0,9 Prozent der Stimmen.

2001

Die „Vier Musketiere“ (JF) schlagen wieder zu: Die Professoren Wilhelm Hankel, Wilhelm Nölling, Karl Albrecht Schachtschneider und Joachim Starbatty publizieren das Buch „Die Euro-Illusion“ (Rowohlt Verlag), in dem sie sich gegen die Währungsunion aussprechen.

Sept. 2001

Beginn der Verteilung des Euro-Bargelds an Handel und Banken. Ab dem 17. Dezember 2001 können an Banken und Sparkassen auch erste Euro-Münzmischungen erstanden werden, das sogenannte „Starter-Kit“.

Juli 2005

Italien diskutiert über den Ausstieg aus der Euro-Zone. Der EU-Abgeordnete Umberto Bossi, Chef der Partei Lega Nord, fordert unter dem Jubel seiner Anhänger die sofortige Abschaffung des Euro. Auch Sozialminister Roberto Maroni verlangt die Wieder-Einführung der Lira, Ministerpräsident Berlusconi spricht sich dagegen aus.

27.1.2006

Erneut redet der bekannte Euro-Kritiker Wilhelm Hankel im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT Klartext: Angesichts der zahlreichen EU-Erweiterungen wird die Überlastung des Euro immer wahrscheinlicher. Er platze „früher oder später aus seinen Nähten. So oder so ist er eine Währung mit Verfallsdatum.“

Dezember 2009

Beginn der Griechenland-Krise. Nach dem Staatsbankrott stuft die Kredit-Bewerbungsagentur Standard & Poors auch die Kreditwürdigkeit von Spanien und Portugal herab. Im Zuge eines Hilfspakets erwarten die Griechen nun allein in diesem Jahr von EU und IWF 45 Milliarden Euro. Auch die Bundesregierung will 22,4 Milliarden Euro beisteuern.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen