© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/10 14. Mai 2010

Meldungen

Krisenbewältigung in der Halbzeit der Evolution

MÜNCHEN. Die gegenwärtig einmal mehr eskalierende Finanzkrise ist für den Rechtsphilosophen Peter Cornelius Mayer-Tasch primär eine „Bewußtseinskrise“. Die Menschheit habe vielleicht nicht einmal die „Halbzeit der Evolution“ erreicht, und doch stagniere ihre eigentlich „human“ zu nennende „Höherentwicklung“. Mayer-Tasch scheint die Eruptionen, die das Weltfinanzsystem erzittern lassen, offenbar im Sinne traditioneller Kulturkritik für eine Folge materialistischer Daseinsverfehlung zu halten. Würde der Mensch sich statt dessen kräftiger um die Verwirklichung „humanistischer“ Werte bemühen  und gelänge es einer maßgebenden Elite gar, ein „transpersonales Allbewußtsein“ auszubilden, also zu neuen „Wahrnehmungs- und Bewußtseinstiefen“ vorzustoßen, würden viele der gegenwärtigen Plagen, die „Menschheitsprobleme“ gar, bald der Vergangenheit angehören – nicht zuletzt der soviel „Unheil anrichtende dogmatische Pluralismus der Religionen“. Denn gerade dann, so lautet Mayer-Taschs „zugegebenermaßen spekulatives“ Patentkonzept zur Krisenbewältigung,  „wenn individuelle und kollektive Ausweglosigkeiten drohen, ist die Chance besonders groß, daß bislang nicht genutzte zerebrale Potentiale (nach Auskunft der Gehirnforscher immerhin etwa 85 Prozent) genutzt werden und sich das Leben (...) auf einer höheren Ebene neu formiert“ (Zeitschrift für Politik,1/2010).

 

Das Sprengpotential des nordischen Gedankens

LEIDEN. Zu den attraktivsten weltanschaulichen Fluchtpunkten nach dem „Tod Gottes“ zählte seit 1900 das neuen Halt versprechende „Volk“. Wer festerer Verankerung bedurfte, rückte die Rasse ins Zentrum seines Weltbildes. Armin Mohlers „Handbuch der Konservativen Revolution“ (6., vollständig überarbeitete Auflage, Graz 2005) orientiert immer noch am zuverlässigsten über das Gewusel jener Gruppen, Bünde, Gilden und Parteien, die auf der Basis von Volk und Rasse Deutschland politisch reorganisieren wollten. Diese für jedermann erkennbare Unübersichtlichkeit präsentiert Stefan Breuer (Hamburg) einmal mehr anhand der Rezeptionsgeschichte des „nordischen Gedankens“ in der völkischen Bewegung (Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 1/2010). Breuer untersucht exemplarisch den Deutschbund, den völkischen Flügel der Bündischen Jugend (über dessen Zeitschrift Die Kommenden er noch für 2010 eine monographische Arbeit avisiert) und die Deutsche Adelsgenossenschaft. Überall habe der „Nordismus“ ein „erhebliches Störpotential“ entfaltet und Wege in den „Irrgarten der Rassenlogik“ (Cornelia Essner) eröffnet, die eine retrospektive Reduktion der „deutschen Rechten“ auf das weltanschauliche Kürzel „völkisch-rassistisch“ verbieten würden.

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