© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/10 21. Mai 2010

Roger Köppel fordert wöchentlich die europäische Political Correctness heraus.
Der Matador
Michael Paulwitz

Konservativ sein, Erfolg haben, das Leben genießen – für Roger Köppel paßt das gut zusammen. Spätestens seit seinem vehementen Einsatz für die Schweizer Minarettinitiative kennt man den Eigentümer und Chefredakteur der Züricher Weltwoche ( www.weltwoche.ch ) auch bei uns als politisch unkorrekte Stimme der schweigenden Mehrheit.

Erstaunt erlebten die Deutschen in Gastkommentaren und Talkshows, zuletzt am Wahlsonntagabend bei „Anne Will“, einen angriffslustigen, gutgelaunten, modernen Rechtsliberalen, der das Minarettverbot als „leuchtendes Beispiel der Demokratie in Europa“ preist, sich jüngst über die „Langmut der Deutschen“ wundert, deren Politiker mit „immensen Nettozahlungen die EU füttern“, und sich fragt: „Warum soll nicht auch Deutschland seine SVP (Schweizerische Volkspartei) bekommen?“

Köppels Lieblingsfeinde sind die classe politique und die „Muezzine der Mainstream-Medien“; er tritt ein für direkte Demokratie, weil „die Leute vernünftig sind“ und keine Gouvernanten brauchen. Köppel gibt denen Argumente, „die sich bisher nicht trauten, ihre Meinung zu sagen“, knirscht der Spiegel.

Von Köppel umgekrempelt, wandelte sich die Weltwoche ab 2001 – unterbrochen von zwei Chefredakteursjahren bei Springers Welt – von einer schwindsüchtigen betulich-linksliberalen Wochenzeitung zum Schweizer Medienunikat: ein nationalkonservatives Meinungsmagazin, staatskritisch und wirtschaftsliberal, das zwischen schicken Fotos, Mode, Stil und Lebensart gegen Steuerwucher, Subventionen und Sozialmißbrauch polemisiert, gegen Ausländerkriminalität, schrankenlose Einwanderung und den Moloch EU zu Felde zieht und seiner wachsenden bürgerlichen Leserschaft mit scharfen Pointen aus der Seele spricht: Klimaschutz? Eine „neue Utopie der Weltbeglückung“! Deutsche Minister, die geklaute Bankdaten kaufen? Verhaften, sobald sie die Grenze überschreiten!

In der Rolle des „bösen Buben“ fühlt sich der jugendliche Mittvierziger sichtlich wohl. Attacken pariert Köppel so, daß der Angreifer dumm dasteht. Ideologisieren liegt ihm nicht; lieber gibt er, der von der Welt offenbar deren US-freundliche und philosemitische Haltung mitgebracht hat, dem Polemiker Henryk M. Broder eine Kolumne.

Begonnen hat er seine Karriere als unpolitischer, eher linksstehender Sport- und Kulturredakteur bei den Schweizer Institutionen Neue Zürcher und Tagesanzeiger. Sein Damaskus-Erlebnis war vor zehn Jahren ein Interview mit SVP-Chef Christoph Blocher, der ihn faszinierte: kein Egomane à la Haider, sondern eine freiheitlich-konservative „Kernfusion aus Thatcher, Reagan und Franz Josef Strauß“.

Die SVP hat in Köppels Weltwoche einen zwar nicht unkritischen Verbündeten; die Unterstellung, Blocher habe den Kauf der Zeitung finanziert, weist Köppel zurück. Die beiden verbindet der Drang, den Konformismus herauszufordern. „Das würde auch manch deutscher Zeitung nicht schaden“, feixt Köppel.

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