© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/10 21. Mai 2010

Meldungen

Otte: „Schuldenkrise der Industrienationen“

WORMS. Den Finanzwissenschaftler Max Otte hat der am 9. Mai beschlossene Rettungsschirm von 750 Milliarden Euro für die Europäische Währungsunion nicht überrascht. „Daß die Euro-Länder etwas machen würden und auch etwas machen mußten, das zeichnete sich ab“, erklärte der Ökonomieprofessor von der Fachhochschule Worms im Deutschlandfunk. „Der Euro war unnatürlich tief gefallen durch die spekulativen Attacken, die Euro-Aktien waren unnatürlich tief gefallen, die Angst ging um“, so Otte. Man habe es versäumt, schon vor Monaten ein geordnetes Insolvenzverfahren für Griechenland durchzuführen. Nun sei es in der Tat so, „daß wir unser Portemonnaie aufmachen beziehungsweise die Garantien unterschreiben“. Aber auch Deutschland habe die Maastricht-Grenze der Staatsschulden von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts längst überschritten: „Jetzt gehen wir auf 80 zu und darüber hinaus. Irgendwann wird es brenzlig“, warnte Otte, der in seinem Buch „Der Crash kommt“ schon 2006 die Finanzkrise exakt vorhersagte. „Wir steuern in der Tat auf eine Schuldenkrise der Industrienationen zu. Deutschland ist noch nicht soweit, die Niederlande sind noch nicht soweit, Österreich nicht, aber etliche andere, im übrigen auch England und die USA mit ihren extremen laufenden Haushaltsdefiziten, steuern da auf eine solche Krise zu“, meinte Otte.

 

Deutsche Bank beklagt steigende Verschuldung

FRANKFURT. Der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann (JF 19/10), hat vor einer ausufernden Staatsverschuldung gewarnt. „Die erste Gefahr ist, daß der Staat sich übernimmt. Die Haushaltsbilanzen der G20-Länder werden sich infolge der Krise drastisch verschlechtern“, schrieb Ackermann vorige Woche in der Welt. „Die Defizite werden sich etwas verringern, wenn sich die Volkswirtschaften erholen und Konjunkturmaßnahmen eingestellt werden“, meinte der Bankmanager. Aber die meisten Regierungen hätten ihre im Zuge der Weltfinanzkrise aufgelegten Konjunkturpakete auch dazu genutzt, um bestimmten Interessengruppen zu helfen: „Für die öffentlichen Finanzen stellen die aufgelaufenen Schulden eine dauerhafte Belastung dar.“ Die öffentlichen Haushalte seien schon vor der Krise angespannt gewesen, und die staatlichen Bilanzen spiegelten nicht alle Aspekte der Realität wider. „So steigt in Deutschland etwa die Gesamtverschuldung sprunghaft von derzeit 65 Prozent auf 250 Prozent, bezieht man die Rentenverpflichtungen mit ein.“

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