© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/10 28. Mai 2010

Prag und die Benesch-Dekrete
Verbrecherisch
von Eike Erdel

Noch heute legitimeren die Beneš-Dekrete in Tschechien die Vertreibung der Sudetendeutschen. Zahllose Morde und Massaker, die von Tschechen an Sudetendeutschen begangen wurden, bleiben durch sie bis heute ungesühnt. Vielleicht hat die BDV-Präsidentin Steinbach recht, wenn sie meint, daß es ein Fehler war, die Aufnahme Tschechiens in die EU seinerzeit nicht von der Aufhebung der Beneš-Dekrete abhängig zu machen. Aber selbst wenn dies durchsetzbar gewesen wäre, wäre es doch offenkundig unfreiwillig auf Druck von außen erfolgt. Durch die kürzlich erfolgte Ausstrahlung des Films „Töten auf tschechische Art“ wurden den Tschechen die Verbrechen an den Deutschen bewußt gemacht. Nun wird auch dort diskutiert, ob Gesetze, die solche Verbrechen legitimieren, gerecht sind.

Insofern ist es der richtige Zeitpunkt, wenn Horst Seehofer als erster bayerischer Ministerpräsident seit Kriegsende im Herbst nach Prag reisen und auch die Aufhebung der Beneš-Dekrete fordern will. Es ist realistisch, wenn er in dem Zusammenhang vor „übergrossen Hoffnungen und Erwartungen“ warnt. Aber nie war seit dem EU-Beitritt Tschechiens die Gelegenheit günstiger, dieses Problem anzusprechen. Jetzt kann Prag sich ehrlich und überzeugend von den Beneš-Dekreten verabschieden.

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