© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/10 28. Mai 2010

Meldungen

Mehr Spekulation und Vermögenspreisblasen

MÜNCHEN. Der Finanzexperte Jochen Felsenheimer rechnet mit einem Anhalten der Finanzkrise. „Das Grundproblem ist ein Übermaß an Liquidität und Schulden. Dieses Problem wird mit zusätzlicher Liquidität und zusätzlichen Schulden bekämpft; man bekämpft also die Symptome und nicht die Ursache“, erklärte der Kreditanalyst der Fondsgesellschaft Assenagon in der FAZ. „Das wird zu weiteren Spekulationen und Vermögenspreisblasen führen. Das muß einmal ein Ende finden.“ Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte Liquidität absaugen – auch wenn dadurch einige Finanzinstitute zusammenbrechen. „Im Falle einer Umschuldung Griechenlands wären einige Banken gefallen. Wenn man immer weiter retten will, überfordert man irgendwann die Retter. Diesem Punkt nähern wir uns gerade“, warnte Felsenheimer. „Die Situation ist fatal. Die EZB will zwar das für die Staatsanleihenkäufe verwendete Geld wieder abziehen. Aber das verhindert nicht, daß wir heute schon eine riesige Überschußliquidität im Finanzsystem haben. Außerdem beschädigt die EZB mit diesen Anleihekäufen ihre Glaubwürdigkeit.“

 

„Der Euro wird selbst eine Ramschwährung“

TÜBINGEN. Der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, Joachim Starbatty, hält die Milliardenhilfen für überschuldete Euro-Staaten für eine gigantische Rettungsaktion für angeschlagene Banken. „Sie ließen sich von traumhaften Gewinnaussichten verlocken – bei der EZB zu 1,0 Prozent Geld aufnehmen und zu fünf Prozent und mehr in dubiosen Staatsanleihen anlegen – und haben nun ein Problem auf ihrer Aktivseite“, schrieb Starbatty in der Wirtschaftswoche. „Es droht eine erneute Überschuldung. Vor allem französische Banken sind durch ihre Engagements in Griechenland und Spanien betroffen.“ Der französische Präsident Nicolas Sarkozy habe mit dem von ihm in einer Nacht-und-Nebel-Aktion am 9. Mai durchgebrachten „Bailout-Programm“ nicht zuletzt seine heimischen Banken retten wollen. Damit, daß die Europäische Zentralbank (EZB) sich jetzt sogar entschlossen habe, „Ramschanleihen direkt aufzukaufen, nimmt sie in Kauf, daß bald auf den internationalen Kapitalmärkten der Euro selbst eine Ramschwährung genannt wird“, warnte der Tübinger Wirtschaftswissenschaftler.

 

Keine Kompromisse mit Walfangländern

BERLIN. Eine Koalition von 25 Tier- und Umweltschutzorganisationen hat in einem Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bundesregierung dazu aufgerufen, auf der Vertragsstaatenkonferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) ab 21. Juni in Marokko keine gefährlichen Kompromisse mit Walfangländern einzugehen. Anlaß ist ein Kompromißpapier der IWC, das Deutschland gemeinsam mit elf Ländern erarbeitet hat. Es sieht unter anderem vor, das Verbot des kommerziellen Walfangs für zehn Jahre außer Kraft zu setzen (JF 14/10). Island, Norwegen und Japan würde der jährliche Fang von fast 1.400 Walen gestatten. Legitimiere die IWC kommerzielle Fangquoten, habe das auch Auswirkungen auf das internationale Handelsverbot durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES), warnen die Unterzeichner des Briefs.

 

Zahl der Woche

Auf 4,9 Millionen ist im ersten Quartal dieses Jahres die Zahl der Beschäftigten in den Betrieben des verarbeitenden Gewerbes mit 50 und mehr Mitarbeitern gesunken. Das waren 4,3 Prozent weniger als im März 2009. Den stärksten Rückgang gab es in der Elektro- und Metallbranche. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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