© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/10 11. Juni 2010

Aufgeschnappt
Tatü tata
Matthias Bäkermann

Kameradschaft, Uniformen, straffe Hierarchie – für die Kasseler Soziologin Kirsten Neumann vom „Mobilen Beratungsteam gegen Rassismus und Rechtsextremismus“ ist die Sache klar: „Nazis fühlen sich bei der Feuerwehr pudelwohl.“ Insbesondere im Nordhessischen wären Feuerwehren „nicht mehr einsatzfähig, wenn sie alle Rechten ausschließen würden“, ist sich die 40jährige sicher. Den kleinlichen Einwänden des hessischen Landesverfassungsschutzes oder der Polizei in der Region, die dort feste rechtsextremistische Strukturen bestreiten, hält Neumann ihre Studie „Das ist vielen gar nicht bewußt“ entgegen, die sie für das „Beratungsnetzwerk Hessen“ im November 2009 zusammengetragen hat. Diese unter anderem von Kristina Schröders (CDU) Familienministerium finanziell geförderte Broschüre weist messerschaft nach, daß es wegen des ländlichen „Strukturkonservatismus“ mancherorts „auch in der Normalbevölkerung ein hohes Potential an rassistischen Ideologien gibt, an Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit und Verherrlichung und Tradierung von Idealen des Nationalsozialismus“, wie die Polit-Wächterin in der Frankfurter Rundschau aufzählt. Personen in handfesten rechtsextremistischen Strukturen könne sie aber nur „rund dreißig“ benennen.

Dennoch hat Neumann erreicht, daß die hessische Jugendfeuerwehr nun einen „Braunmelder“, ein Alarmsystem mit anonymen Meldeformular im Internet, installiert hat, um „rechtes Gedankengut innerhalb der Feuerwehr im Keim zu ersticken“, wie Landesjugendfeuerwehrwart Michael Kittel stolz ankündigt: „Wir ermitteln sofort.“ Seit Mai steht nun der Anti-Rechts-Löschzug in Alarmbereitschaft.

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