© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/10 11. Juni 2010

Olof Masch kämpft für konsequente Anwendung der Gesetze und legt sich mit der Politik an
Strafe muß sein
Sverre Schacht

Jugendliche, die zu oft schwänzen, müssen eine Woche in Haft nachsitzen. Jedenfalls, wenn Jugendrichter Olof Masch die Verhandlung führt“: Pressemeldungen wie diese verhelfen dem unorthodoxen Hamburger Jugendrichter Olof Masch inzwischen zu überregionaler Bedeutung. Denn seit er vormacht, wie man effektiv den Rahmen der Gesetze ausschöpft, wird auch an anderen Gerichten der Hansestadt „härter durchgegeriffen“.

Und Masch kann noch mehr, was ihm jetzt Ärger mit der Politik einbringt: Nur zu gerne konfrontiert der freundlich lächelnde 63jährige die Vorgaben der Politik mit der Wirklichkeit auf Hamburgs Straßen, kritisiert etwa die nach seiner Ansicht geschönte Lageanalyse zur Aussiedler-Kriminalität als „unseriös“: „Wir müssen die Realität darstellen, wie sie ist“, denn so Masch, „ohne vernünftige Diagnose keine vernünftige Therapie“.

Inzwischen leitet er – eigentlich wider Willen – von seinem Büro im Bezirk Bergedorf den Widerstand und erinnert damit an die inzwischen bundesweit bekannte Berliner Jugendrichterin Kirstin Heisig (JF 4/09): Es geht um Urteile, wie das Gesetz sie eigentlich vorsieht. Im Fall eines Ehrenmordes an einer 16jährigen sparte Masch nicht mit Kritik am Jugendamt. Das handelte trotz bekannter Gefahren nicht – „ein eklatanter Fall von Kindeswohlgefährdung“, so Masch. Inzwischen hat er ein eigenes Modell erprobt, um langsame Gerichtsabläufe zu optimieren: Das „Bergedorfer Modell“ fordert die Vereinigung von Familien- und Jugendrecht und verkürzt laut Masch die teils siebenmonatigen Prozeßdauer. Zudem hat Masch gezeigt, daß meist schon die endlich wieder überzeugende Androhung von Strafe bei vielen Jugendlichen ein „Aha-Erlebnis“ auslöst. Dabei zeigt er sich konsequent, keineswegs gnadenlos, kooperiert eng mit anderen Behörden, spricht aber eine klare Sprache. „Man kann es nicht anders sagen: Je gefährlicher die Tat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Angeklagten einen ‘Migrationshintergrund’ haben.“ Mit Feststellungen dieser Art macht er sich die Grünen, die an der Alster den Justizsenator stellen, zum Feind. Dabei will Masch „nur eine Chance“, auch um Täter früher „von ihrem verhängnisvollen Weg“ abzubringen. Doch nach einem Gespräch mit Masch kanzelte Justizsenator Till Steffen den erprobten Juristen als „wenig kompromißbereit“ ab.

Seit 2005 wertet Masch Prozeßdaten auf Herkunft der Täter, Wohnort und Art der Tat aus. Fazit: Laut Masch verhindern die Grünen „aus Angst vor dem Ergebnis“ eine offizielle Statistik, die auch die Abstammung von Tätern erfasse. Ja, die Innenbehörde verhindere sogar, daß der Polizei Bewährungsauflagen bekanntgemacht würden. Auch dieses Argument bügelt Schwarz-Grün über die zuständige Innenbehörde ab – Defizite nicht bekannt. Doch die Zahlen sprechen für Masch: 15 Prozent weniger Anklagen wegen Jugendgewalt binnen eines Jahres, und die Gesamtzahl der Straftaten vor „seinem“ Jugendgericht sank in vier Jahren von 452 auf 409.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen