© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/10 11. Juni 2010

Meldungen

Euro: „Die Demokratie gerät vor die Hunde“

FRANKFURT. Der Wirtschafts­ethiker Bernhard Emunds hat eine Insolvenzordnung für überschuldete Euro-Länder gefordert. „Überhastet haben Bundestag und Bundesrat für fast 150 Milliarden Euro Kreditgarantien beschlossen – obwohl dieses Mal keine Gefahr im Verzug war. So gerät die Demokratie vor die Hunde“, schrieb der Professor für Christliche Gesellschaftsethik im Rheinischen Merkur. Notwendig sei eine ernsthafte Debatte „über eine Politik, die den Großbanken immer mehr Risiken abnimmt und die Finanzierung künftiger staatlicher Maßnahmen gefährdet“. Um der wirtschaftlichen Perspektiven der Südeuropäer und der Staatsfinanzen in Nordeuropa willen sei ein Teil-Schuldenerlaß notwendig. „Dann müssen die Gläubiger, die zuvor hohe Kreditzinsen kassiert haben, einen Teil der Verluste selbst tragen. Mit einer Insolvenzordnung für Staaten wären die Gläubiger nicht mehr Partei und Richter zugleich, die überschuldeten Regierungen nicht nur Bittsteller ohne Rechte“, erläuterte der Leiter des Oswald-von-Nell-Breuning-Instituts in Sankt Georgen.

 

Herausforderungen des 21. Jahrhunderts

Cambridge. Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff hat Parallelen zwischen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und der Finanzkrise ausgemacht: „Verheißung von Innovationen; Komplexität, die keiner versteht; und mangelnde Transparenz. Vermögende und politisch einflußreiche Lobbygruppen haben die Führungsstrukturen enorm unter Druck gesetzt“, schrieb der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds in der Financial Times Deutschland. „Spekulationsblasen und Bankencrashs kehren seit Jahrhunderten immer wieder. So schlimm sie auch sein mögen, die Gesellschaft überlebt sie“, so Rogoff. BPs Ölpest sollte „das Warnsignal sein, die Abhängigkeit vom immer schneller werdenden technischen Fortschritt für einen immer größer werdenden Brennstoffkonsum zu überdenken“. Das Gleichgewicht bei Technik, Komplexität und Regulierung zu finden, sei „eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“.

 

Krise läßt Arbeitskosten erstmals sinken

KÖLN. Wegen der Wirtschaftskrise sind 2009 die Arbeitskosten je Vollzeitbeschäftigten im Produzierenden Gewerbe erstmals seit 1949 gesunken. In den westlichen Bundesländern sanken die Kosten vor allem wegen Kurzarbeit und Überstundenabbau um 2,1 Prozent, im Osten um 0,8 Prozent, teilte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit. In Westdeutschland sanken die Kosten auf 54.890 Euro, das Niveau von 2007. In den neuen Ländern mußten 2009 für eine Vollzeitkraft durchschnittlich 36.830 Euro gezahlt werden.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen