© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/10 18. Juni 2010

Aufgeschnappt
Subtile Folter
Matthias Bäkermann

Die Kundgebung der „friedlichen Demonstrantinnen und Demonstranten“ gegen das linke Stadtentwicklung-Haßobjekt „Media-Spree“ im Berliner Bezirk Friedrichshain endete am 5. Juni dramatisch, glaubt man den Berichten des linken Internetforums Indymedia. „Völlig unbegründet“ sei die Polizei gegen die Demo „Media-Spree entern“ vorgegangen, habe den Lautsprecherwagen „angegriffen“ und schließlich auch noch eine Durchsuchung in einem „Hausprojekt“ vollzogen. In dem besetzten Haus befand sich nämlich einer der „Info-Punkte des Aktionstags“. Als sich dann etwa „fünfzig Menschen friedlich vor den großräumigen Absperrungen“ versammelten, kam es zu „grundlosen und massiven“ Gewaltexzessen von zwei Hundertschaften. Dabei wurden zehn Linksextremisten „völlig grundlos festgenommen“ und zur Gefangenensammelstelle verfrachtet. Was sich dann in den Mannschaftswagen der Polizei beim Abtransport zugetragen hat, läßt CIA-Wasserfolter oder Guantánamo fast wie Erlebnisurlaub aussehen und ruft nach dem UN-Menschenrechtsrat.

Die Sitze im hinteren Teil des grün-weißen Fahrzeugs waren nämlich mit Zeitungen ausgelegt worden, „um eine Verschmutzung der Sitze durch blutende Wunden der Festgenommenen zu vermeiden“, was darauf hindeute, daß die perfide Polizei „ihren Prügeleinsatz bereits geplant hatte“. Daß es sich obendrein, wie der Indymedia-Autor empört berichtet, „bei der Zeitung noch um die offenbar während des Einsatzes durch die Beamten gelesene neofaschistische Wochenzeitung junge freiheit handelte“, schlage dem Faß den Boden aus und lasse Schlüsse auf den Ungeist innerhalb der Polizeikräfte zu.

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