© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/10 18. Juni 2010

Leserbriefe

Zu: „Die Spaltung wurde vertagt“ von Hans Christians, JF 23/10

Widerspruch gegen angeblichen NPD-Einfluß

Die in dem Artikel angesprochenen verbandsinternen Spannungen sind sicher nicht wegzudiskutieren, auch weil sie Gegenstand verbandsinterner Diskussionen und Prozesse sind. Das ist auch gut so und gehört zum demokratischen Selbstverständnis des Verbandes Deutsche Burschenschaft. Dem vermittelten Eindruck, der Verband würde von einigen Mitgliedern einem erhöhten Einfluß durch z. B. die NPD ausgesetzt, ist aber klar zu widersprechen. Die Deutsche Burschenschaft und ihre Mitgliedsvereinigungen wahren strikte parteipolitische Neutralität. Gleichwohl gebietet es die selbstgestellte Aufgabe der Burschenschaft, ihre Mitglieder zu politisch selbständig denkenden Bürgern zu erziehen, daß man sich in Vorträgen oder Beiträgen in der Verbandszeitschrift kritisch mit Parteien, Positionen und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzt. Die Meinungsfreiheit und der Pluralismus erfordern die Mühe, sich aus der Flut der Informationen und veröffentlichten Meinungen einen größtmöglichen Überblick zu verschaffen, um auf dieser Basis eine eigene, freie Meinung zu entwickeln

Michael Schmidt, Referent der Deutschen Burschenschaft Hilaritas Stuttgart

 

 

Zu: „‘Singt, wenn Ihr Deutsche seid!’“, JF 24/10

Deutsche nicht zu identifizieren

Hier die Meinung eines „Ösis“, wenngleich die Verhältnisse bei uns auch nicht besser sind: Kann man es Euren Migranten eigentlich übelnehmen, daß sie sich nicht integrieren wollen in einem Land, das auf seine eigene Flagge p*ßt, in einem Land, wo Jugendliche T-Shirts tragen mit der Aufschrift „Nie wieder Deutschland“?

Ein Land, dessen Politiker ständig tief gebeugt durch die Gegend gehen und die halbe Welt andauernd um Verzeihung bitten, daß sie überhaupt leben? Mit einem solchen Staat, in dem der exzessive Nationalmasochismus zur Tugend geworden ist, würde ich mich auch nicht identifizieren wollen. Daß in Deutschland etwas nicht stimmt, wird selbst den Migranten nicht entgangen sein.

Bernhard Silberbauer, Fernitz / Österreich

 

Zu: „Nach allen Seiten offen“ von Christian Vollradt, JF 24/10

Wulff ohne Selbstachtung

Wenn Herr Wulff noch die geringste Selbstachtung im Leib hätte, ließe er sich nicht länger zum Gespött der Kanzlerin machen und würde von der Nominierung zum Bundespräsidenten zurücktreten. Mit Joachim Gauck hat die Opposition einen hervorragenden Kandidaten ausgewählt, der das Land in geeigneter Weise vertreten könnte und der auch allgemeine Akzeptanz fände.

Monika Ewert, Aschaffenburg

 

 

Zu: „An den Symptomen herumgedoktert“ von Paul Rosen, JF 24/10

Vorbild Repräsentantenhaus

Wie es in der Politik üblich ist, hat das Bundeskabinett bei den Sparvorschlägen natürlich zuerst vor allem an die Bürger mit geringeren Einkommen gedacht und sich selbst mit eigenen Sparbeiträgen zurückgehalten. So sind zur Wiedervereinigung 1990 aus den neuen Bundesländern über 150 Abgeordnete angeblich nur für eine Übergangszeit in den Bundestag hinzugekommen. Leider wurde das damals gegebene Versprechen auf Anpassung der Abgeordnetenzahl nach einer Wahlkreisreform bislang nicht eingelöst. Deshalb umfaßt der derzeitige Deutsche Bundestag immer noch über 600 Abgeordnete zuzüglich der kaum überschaubaren Zahl von Büromitarbeitern.

Zum Vergleich: Dem US-amerikanischen Repräsentantenhaus gehören für eine mehr als dreimal so große Bevölkerung bei ungleich komplexeren innen- und außenpolitischen Problemen höchstens 435 Abgeordnete an. Wohingegen der Deutsche Bundestag bereits eine Vielzahl von Zuständigkeiten an die EU abgegeben und auch deshalb viel weniger Aufgaben zu erfüllen hat. Daher fordere ich die Bundesregierung auf, unverzüglich ein Konzept zur Reduzierung des Bundestags auf 410 Abgeordnete vorzulegen.

Bernhard Schroeter, Köngen

 

 

Zu: „Schiffbruch am Kap“ von Michael Paulwitz, JF 23/10

Zu einseitig und zu negativ

Ihre Berichterstattung über Südafrika ist so einseitig negativ, daß selbst ein ferner Beobachter zweifeln muß, darin ein ausgewogenes, die komplexe Realität annähernd erfassendes Bild zu erhalten. Zwar sind mit dem Machtwechsel die Probleme Südafrikas, insbesondere die Verhältnisse in der öffentlichen Verwaltung, vorhersagbar „afrikanischer“ geworden.

Dennoch machen ein stabiles Rating des Bondmarkts, eine unabhängige Notenbank, kompetente Finanzminister und ein effizienter Finanzplatz, dessen Transparenz in Teilen auch für Deutschland vorbildlich wäre, Südafrika zu einem beachtenswerten Investitionsstandort.

Das Handelsvolumen mit China hat sich seit 2003 verfünffacht, die Wirtschaftsbeziehungen mit Indien und Südostasien haben sich so intensiviert, daß sich Südafrika in der aktuellen Wirtschaftskrise bemerkenswert gut geschlagen hat und nicht mehr von eurozentrierten Handelsströmen allein abhängt. Diese Umorientierung wurde vom ANC gezielt gefördert. Auch die „Black Empowerment“-Gesetzgebung (BEE) kann nicht nur als interventionistisches Monstrum abgetan werden. Sie hat südafrikanischen Firmen eine höhere Akzeptanz in Zukunftsmärkten Afrikas und Asiens verliehen.

Dem Staatskonzern ESKOM oder der Regierung unter Thabo Mbeki können zwar mit Recht energiepolitische Versäumnisse vorgeworfen werden, doch ist Deutschland nicht in der Position, diesbezügliche Ratschläge zu erteilen. Vielmehr sollten wir aus dem Fall ESKOM lernen, weil wir aus ideologischer und parteipolitischer Borniertheit in wenigen Jahren auf genau dieselbe Situation der Energieknappheit zusteuern.

Zum gravierenden Problem der Abwanderung von Fachkräften ist zu bemerken, daß die anglophonen Länder gezielte Anwerbeprogramme in Südafrika aufgelegt hatten; der Prozeß kann also nicht allein den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen in Südafrika geschuldet sein und wirft eher ein Licht auf die Bildungskatastrophe in entwickelten Ländern wie USA oder Großbritannien.

Wie sich zudem ein gescheiterter Staat mit der Tatsache vereinbaren läßt, daß in Südafrika eine beträchtliche Anzahl großer internationaler Konzerne wie Sasol, SAB, Naspers, MTN oder Anglo American sitzt, wird in der Studie aus Schnellroda nicht erklärt. Daß das südafrikanische Bankensystem von der globalen Finanzkrise weitgehend unbeeinflußt blieb, ist nicht zuletzt einer konservativen Finanzmarktregulierung geschuldet, die deutsche Regierungen in ihrer US-Zentriertheit offensichtlich verschlafen haben.

Alfred Wollmann, Thaining

 

 

Zu: „Flucht in den Euro-Faschismus“ von Wilhelm Hankel, JF 23/10

Unerträgliche Überschrift

Der Artikel ist eigentlich gut geschrieben. Die Wortwahl ist jedoch unerträglich. Wer solche Worte benötigt, um sich noch Gehör zu verschaffen, kann einem nur leid tun. Faschismus heißt: Herrschen durch Gewalt. Das Recht einer Regierung, ordnungspolitisch tätig zu werden, sollte damit nicht in Zusammenhang gebracht werden – auch dann nicht, wenn man anderer Meinung ist.

Die letzten Regierungen haben dem Treiben der Finanzmärkte schon viel zu lange untätig zugeschaut. Bereits 1994 war bekannt, daß der enorm gewachsene Derivatenhandel in Kürze nicht mehr beherrschbar sein wird. Daß es so lange gedauert hat ist schon erstaunlich. Daß die Zeit von der Politik nicht genutzt wurde, ist mehr als bedauerlich. Professor Hankel sollte eigentlich wissen, wo der Kern des Problems liegt; ich würde mich freuen, wenn er sich traute, dazu ein offenes Wort zu schreiben und die richtige Diskussion in Gang zu bringen.

Hans Peter Holz, Köln

 

 

Zu: „Für Deutschland gewonnen“ von Ronald Berthold, JF 23/10

Integrationselemente aus Spaß

Lena hat Abertausende Fans auf die Straße gebracht, und das deutsche Volk fiebert der Fußball-WM in dem Land mit der höchsten Mord- und Vergewaltigungsrate de Welt entgegen. Die Großleinwände für Public Viewing sind aufgestellt, die neuen Fußballtrikots sind schweißabweisend. Das souveräne Volk hat wieder zwei spaßige Integrationselemente gefunden.

Was hingegen kein Thema ist, ist die desaströse politische, finanzielle und multikulturelle Situation hierzulande. Wer in dem EU-Protektorat – von Ewiggestrigen noch Deutschland genannt – die Mitbürger auf die Straße bringen will, die sich jenen in den Weg stellen sollen, die geschworen haben, „Deutschland zu schaden und den Wohlstand von ihm abzuwenden“, endet derweil als inkorrekter einsamer Rufer in der Wüste.

Dr. Anton Kucera, Taunusstein

 

 

Zum Leserbrief „EKD-Elend in der Ökumene“ von Konrad Alt, JF 23/10

Unwissen in der Ökumene

Daß Gott alles Leben schenkt, weiß jeder verständige Mensch. Erst recht sollte dieses Wissen Theologen bekannt sein. Aber wie sich beim Ökumenischen Kirchentag in München herausgestellt hat, ist dem nicht so, denn sonst hätte Frau Käßmann nicht sagen können, die Pille sei ein „Geschenk Gottes“.

Wie aber soll die Pille ein Geschenk Gottes sein, wenn sie Sein Vorhaben, einem Menschen das Leben schenken zu wollen, durchquert, sich also gegen Ihn auflehnt? Die Wirkung der Pille, zumal der „Pille danach“, kann doch wohl nicht nicht von Gott „geschenkt“ sein!

Rita Herrmann, Meckenheim

 

 

Zu: „Das Zeltlager der Heiligen“ von Christian Vollradt, JF 21/10

Zur Strafe Weiber als Vorsteher

Die Welt macht sich berechtigte Sorgen über die Bedrohung der Natur durch die Katastrophe im Golf von Mexiko, wo Unmengen Öl ins Meer ausgelaufen sind. Doch nur sporadisch vernimmt man Warnrufe über das erschreckende Ausmaß der Trinkwasserverschmutzung, die durch die Hormon-Ausscheidungen der Antibaby-Pille verursacht wird, welche – beispielsweise bei Fischen – zu einer Verweiblichung im Ökosystem führen.

Was hat das alles mit der „Ökumenischen Woche“ und der Pille als einem „Geschenk Gottes“ zu tun? Womöglich sagt es uns der Prophet Isaia: „Ich schicke euch zur Strafe Weiber als Vorsteher“ (Isaia 1,6; 5,6).

Olga Tschepp, Prag / Tschechien

 

 

Zu: „Bundeswehr raus aus den Schulen“ von Hans Christians, JF 22/10

65 Jahre Erfüllungspolitik

Hier wie auch im Kommentar von Karl Feldmeyer fehlt meines Erachtens ein wichtiger Beweggrund: Natürlich stellt sich auf den ersten Blick das Gebaren der Linken als bösartig und gegen nationale Interessen gerichtet dar.

Aber ist die Bundeswehr denn eine nationale Armee? Schon als Achtkläßler Ende der fünfziger Jahre habe ich diese Armee abgelehnt und es nie ganz begriffen, daß Generalfeldmarschälle, Generäle und sonstige Offiziere der deutschen Wehrmacht ihre Hand zum Aufbau dieser Truppe reichten, die niemals etwas anderes war als ein Instrument der Siegermächte des Weltkriegs – so wie ihr Pendant der NVA in der DDR. Insofern kann ich auch die Debatten um die Einsätze in Afghanistan und anderswo nicht nachvollziehen, denn dies ist die Konsequenz aus der Begründung dieser Truppe, die eben nie national war, sondern immer der Nato unterstand!

Und dann: In welchem Land brach man so konsequent mit den soldatischen Traditionen seiner Geschichte wie hierzulande? Einstige Vorbilder werden heute schlicht als Nazis abgetan; Leute, die nichts anderes taten, als einem von Vernichtung bedrohtem Land zu dienen und die das Pech hatten, dies unter dem falschen Regime zu tun. Für was also steht die Bundeswehr? Für die seit 65 Jahren andauernde Erfüllungspolitik dieses Staates.

Carl Günter Koch, Mainz

 

 

Zu: „Politisches Eigentor“ von Volker König, JF 22/10

Sendungsbewußtsein rot-grün

Trotz gutmenschlicher Mißbilligung bin ich ein Befürworter der Atomkraftwerke. Hinsichtlich der CO2-Vermeidung sind sie den alternativen Energien mindestens ebenbürtig. Meines Wissens hat niemand in der Umgebung eines modernen AKW in den letzten 30 Jahren einen Strahlenschaden erlitten. Das Problem der Endlagerung hätte während der sieben Jahre rot-grüner Regierung gelöst werden müssen.

Während andere eine übertriebene Angst vor der Atomenergie haben, empfinde ich die großen Windmühlenfelder als beklemmende Landschaftsverschandelung. Außerdem brauchen diese zum Ausgleich ungeeigneter Windstärken ein herkömmliches Kraftwerk im Hintergrund. Es überrascht mich, mit welcher Selbstherrlichkeit Steuergelder zur Subvention von Windmühlen- und Solaranlangenbetrieb verwendet werden. Ist das die freie Marktwirtschaft, die von Angebot und Nachfrage geregelt wird?

Der Autor würde solche Ansichten wohl der „umweltpolitischen Steinzeit“ zuordnen, einer Haltung, die „ungeborenes Leben tötet“ und „tickende atomare Zeitbomben hinterläßt“. Das halte ich für ein Symptom rot-grünen Sendungsbewußtseins. Ein Zeichen ernsthaften naturwissenschaftlichen, ökonomischen und sozialen Denkens scheint es nicht zu sein.

Dr. Karl-Jürgen Amthor, Meiningen

 

 

Zu: „Raus aus dem Euro!“ von Bernd-Thomas Ramb, JF 21/10

Hetz- und Haßkampagne der JF

In einer sich mehr und mehr globalisierenden Welt können europäische Einzelstaaten nichts mehr bewegen. Deutschland macht da keine Ausnahme. Dazu gehört zwangsläufig auch eine einheitliche Währung.

Deswegen wurde der Euro geschaffen, der inzwischen nach dem Dollar trotz allem die zweitbedeutendste Währung der Welt ist. Sein Geburtsfehler war, daß eine einheitliche Wirtschafts- und Finanzpolitik damals noch nicht durchsetzbar war. Dies kann jetzt, dank der Krise, nachgeholt werden.

Karlheinz Reher, Aumühle

 

 

Trichet gleich „tricher“

Der Name von Monsieur Trichet, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), spricht sich wie das französische Verb tricher, zu deutsch: mogeln, schummeln, etwas falsch angeben.

Klaus Volk, Montalba le Chateau

 

 

Zu: „Das Debakel am Rhein“ von Dieter Stein, JF 20/10

Der Verzicht auf „ew’ge Werte“

Die CDU hat das „C“ ihres Parteinamens verloren und deshalb auch die Wahl. Hätte sie sich lieber am schlesischen Dichter Angelus Silesius orientiert: „Je mehr ein Mensch sich freut auf Ehr und Gut, je weniger hat er zu den ewigen Dingen Mut. Je mehr er wart’ auf die ew’gen Dinge, je mehr und mehr wird ihm das Zeitliche gelingen.“ Die vorherigen Wahlergebnisse der CDU waren gut. Man glaubte die Christen „in der Tasche“ zu haben und nur noch die Moslems „gewinnen“ zu müssen. So wurde auf „ew’ge Dinge“ wie konservative Werte, Familie, Nation, Gott verzichtet und gleichzeitig gegen Moscheebaugegner gehetzt sowie der Papst beschimpft. Inhaltsleer geworden – eine bessere SPD wurde sie auch nicht –, hat sie gleichfalls versäumt, für einen konservativen Partner in der Zukunft zu sorgen. Nun kann sie in Koalitionen nur noch linke Politik betreiben: etwas, was Konrad Adenauer zuletzt noch als seinen allergrößten Fehler erkannte, nachdem die CDU die Deutsche Partei „geschluckt“ hatte.

Franz Harder, Leopoldhöhe

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