© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/10 02. Juli 2010

Zeitschriftenkritik: Lebenszeichen
Todesursache Nummer eins
Werner Olles

Lebenszeichen, die von der Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA) vierteljährlich herausgegebene „Zeitschrift für die Lebensbewegung“ befaßt sich in ihrer aktuellen Ausgabe (Nr. 87, Sommer 2010) einmal mehr mit der Problematik der zu einem Massenphänomen gewordenen Abtreibung in Deutschland und Europa. So wurden laut einer im März in Brüssel vorgestellten Studie des „Institute for Family Policy“ auf dem Territorium der 27 EU-Staaten zwischen 1993 und 2008 rund 20 Millionen Abtreibungen vorgenommen. Damit ist die Abtreibung die Todesursache Nummer eins in Europa. Allein in Rumänien starben in den vergangenen 15 Jahren über vier Millionen Kinder im Mutterleib, gefolgt von Frankreich mit über drei und Großbritannien mit knapp drei Millionen. Nach Italien mit fast zwei Millionen liegt Deutschland mit 1,85 Millionen Abtreibungen noch vor Spanien, das – nachdem die Sozialisten unter Ministerpräsident Zapatero erst kürzlich eines der liberalsten Abtreibungsgesetze verabschiedet haben –  in der Studie mit 1,10 Millionen vorgeburtlichen Kindstötungen Rang sechs belegt.

Tatsächlich scheint es so, daß der politischen Klasse in Europa nicht nur die Tötung unschuldiger Menschen im Mutterleib völlig egal ist, sondern es ihr auch gleichgültig ist, daß die Gesellschaft inzwischen offenbar Abtreibung als legale Methode der Verhütung betrachtet. Ganz anders sieht es in den USA aus. Hier gab es in den letzten Jahren eine Trendumkehr. Heute halten nur noch 38 Prozent der US-Amerikaner Abtreibungen für „moralisch akzeptabel“, während 47 Prozent sie generell ablehnen. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup, das seit 15 Jahren einmal jährlich die Einstellung der Amerikaner zum Schwangerschaftsabbruch ermittelt. Laut Gallup ist es in den USA inzwischen „normal“, für den Schutz des Lebens ungeborener Kinder einzutreten, vor allem bei jungen Erwachsenen und den über Fünfzigjährigen.

In ihrem Editorial weist die ALfA-Vorsitzende Claudia Kaminski jedoch darauf hin, daß sich der Umgang der Medien mit Fragen des Lebensrechts und ihren Verfechtern in den letzten Jahren auch bei uns gebessert habe. So berichten auflagenstarke Medien heute über das Post-Abortion-Syndrom oder fragen danach, wie es Männern geht, die ihre Kinder nicht vor einer Abtreibung bewahren konnten. Zwar würden die Anliegen von Lebensrechtlern und sie selbst oft unfair behandelt, doch diffamiere man sie längst nicht mehr pauschal als Frauenfeinde oder Extremisten.

Doch noch sind wir hierzulande lange nicht so weit wie in den USA. Dies wurde auch auf der Delegiertenkonferenz der ALfA im Mai in Fulda deutlich. Die beiden Referenten, der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brandt und der FAZ-Redakteur Georg Paul Hefty, sprachen den Lebensrechtlern Mut zu. Man dürfe sich nicht mit den Zuständen abfinden, entscheidend sei, so Hefty, die Bildung der Gewissen „als Daueraufgabe“. Denn: „Auch die Gewissenszerstörer sind im Dauereinsatz.“

Anschrift: ALfA e.V., Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg. Internet: www.alfa-ev.de

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