© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/10 02. Juli 2010

Girlscamp mit Knitterfreiem
Unter Soldatinnen
Fabian Schmidt-AHmad

Was machen Frauen eigentlich so bei der Bundeswehr? Einen Einblick gibt die Journalistin Jasna Zajček, die einige der mittlerweile 17.000 Frauen in deutscher Uniform während der Ausbildung und im Einsatz beobachtete. Von der Marineschule Mürwik bis in den Sudan begleitet die taz-Autorin die Soldatinnen und eröffnet damit eine weibliche Perspektive auf die von Männern dominierte Welt des Militärs. Man ist dabei, wenn Frauen vom Umgang mit technischem Gerät und mächtigen Waffen träumen („Eine tolle Chance, unser Geschlecht zu repräsentieren“), die anderen „Tussis“ in der Bundeswehr verachten („Mädchen, die zuviel auf ihr Aussehen geben, immer nur kichern und mit niedlichem Dackelblick voranzukommen gedenken“) oder sich gemeinsam im Waschraum mit aufgedrehtem Heißwasserhahn „den Schmutz von drei Soldatentagen vom Leib“ duschen („Badetraditionen im Orient, wo es normal ist, daß Freundinnen sich dort im öffentlichen Hamam gegenseitig waschen, schrubben und massieren“).

Nebenbei erfährt der Leser auch etwas über die Auslandseinsätze. Die angehende Islamwissenschaftlerin weiß aus Khartum zu berichten, wie angenehm das Leben dort eigentlich ist. „Afrika scheint selbst die strengste Auslegung des Islam (…) locker zu nehmen.“ Ihren Schilderungen nach gehört das Gesetz der Scharia hier eher zum interessanten Lokalkolorit eines verkannten Touristenparadieses.

Berichtet die taz-Autorin über die Militäreinsätze relativ distanziert, so findet sich eine Ausnahme. Begeistert zeigt sich die kroatischstämmige Autorin, der man im Buch eine deutliche Abneigung gegen Serbien anmerkt, über den Einsatz im Kosovo. Selbst die Vernichtung eines Klosters von angeblich reaktionären Mönchen findet sie irgendwie verständlich. Die Stipendiatin der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung verdeutlicht an dieser Stelle, wieso die Grünen damals dem Angriffskrieg gegen dieses Land zustimmen konnten. Den Steuerzahler werden vor allem aber die Ausbildung der libanesischen Marinesoldaten und andere Berichte über die Verwendung seiner Mittel interessieren.

Hier braucht Zajček einfach nur getreu die Geschehnisse wiederzugeben, um eine Realsatire über deutsches Bemühen um Weltverbesserung zu schreiben. Was das eigentliche Anliegen des Buches betrifft: Über Frauen beim Militär herrschen zweifelsohne viele Vorurteile. Dieses Buch könnte dabei helfen, Vorurteile in Urteile zu verwandeln – in welche Richtung auch immer.

Jasna Zajcek: Unter Soldatinnen. Ein Frontbericht. Piper Verlag, München 2010, broschiert, 254 Seiten, 14,95 Euro

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