© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/10 02. Juli 2010

Meldungen

Die Reinigungskraft von Wirtschaftskrisen

SEELZE. Für den Frankfurter Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe vollzieht sich in der gegenwärtigen Finanzkrise nichts weiter als „kapitalistische Normalität“ (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 6/2010). Das Problem sei allein die „antimoderne seelische Disposition“ der Krisenopfer sowie eine „skrupellose öffentliche Meinung“, die diese Disposition „bewirtschaftet“. So würden etwa soziale Folgen der gegenwärtigen Krise „überdramatisiert“. Bislang hätte nämlich noch nie eine der „zyklischen Krisen“, die für die moderne Wirtschaft typisch seien, die leider auch von einem Teil der Wirtschaftswissenschaften „gebetsmühlenhaft“ beschworenen sozialen Katastrophen ausgelöst. Zudem hätten alle Rezessionen nach 1945 „reinigende Effekte“ gezeitigt, indem sie einen fälligen Strukturwandel beschleunigten. Auch die in den USA 2008 eskalierte Krise beendete spekulative Übertreibungen und dürfte zur Restrukturierung des Finanzsektors beitragen.

 

Gedenkkultur in Europa: Erinnerungs-Wettbewerb

BERLIN. An keinem geringeren Ort als dem Europasaal des Auswärtigen Amtes wurde am Donnerstag dieser Woche die Konferenz „Erinnern an den Zweiten Weltkrieg. Mahnmale und Museen in Mittel- und Osteuropa“ eröffnet. Der Leipziger Osteuropahistoriker Stefan Troebst, der die Tagung konzipiert hat, versucht in wissenschaftlicher Rührigkeit seit Jahren zu vermitteln, daß ein gemeinsames europäisches Gedenken an das Jahrhundert der totalitären Systeme nicht allein von der deutschen Zentriertheit auf das NS-Unrecht bestimmt werden kann. Die an der Spree versammelten Zeithistoriker und „Geschichtspolitiker“ aus Deutschland, Polen, Rußland und kleineren osteuropäischen Staaten werden dazu referieren. Daß damit eine allzu gefährliche Verlagerung auf die im Osten stärker fokussierte Aufarbeitung des Kommunismus stattfinden könnte, werden sowohl Gastredner Guido Westerwelle wie auch der geplante Besuch des Berliner NS-Gedächtnisparks souverän zu verhindern wissen.

 

Erste-Sätze

Waterloo war geschlagen.

Otto Flake: Fortunat, Baden-Baden, 1946

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