© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/10 02. Juli 2010

Das Beste ...
... zum Schluß
Curd-Torsten Weick

Traurig, aber wahr. Das Vorglühen hat die Jugend fest im Griff. Kaum ein Kneipen- oder Clubbesuch ohne das preiswerte private Zuschütten. Das Leben ist hart und die Preise an der Theke hoch. Vorglühen? Hört sich stark nach dem Anwärmen veralteter Dieselmotoren an. Also reine Mechanik. Von Kultur keine Spur. Die Kunst zu leben geht verloren. – Vorglühen? Nein, das Beste zum Schluß, sagten sich einige Aufrechte im Februar dieses Jahres und gründeten in Berlin die „Gilde für das Absackertum“.  Der kultivierte Absacker, der fast vergessene Scheidebecher? Es kommt Bewegung in die gestreßte moderne Großstadtgesellschaft. Doch womit absacken? Espresso, Sekt, Kräuterlikör? Der findige Marketing-Mann Rolf Fritsch und seine Freunde (unter anderem die Erfinder von „Schwarze Dose 28“) haben die Antwort. Sie kreierten den „Absacker of Germany“ (www.absackertum.de): einen Premium-Kräuterlikör (Black Label) für den einen und eine klare Spirituose (Gold Label) für den anderen Geschmack. Man wolle das „alte Brauchtum neu beleben“, erklären die Erfinder. „Absacker of Germany“ stehe für „traditionelle Werte im zeitgemäßen Design und höchster Qualität ‘made in Germany’“. Ein hehres Ansinnen. Nur leider wird der Preis von über 25 Euro pro Absacker-Flasche die Vorglüher nicht umstimmen können.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen