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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/10 09. Juli 2010
Piraten: Die Wegelagerer der Weltmeere und ihre Widersacher Piraterie ist ein beliebtes Medienthema, da es das Publikum zu verwegenen Assoziationen einlädt. Seine Relevanz ist jedoch umstritten. Im Golf von Aden, der als besonders gefährliches Seegebiet gilt, kam es im Jahr 2009 zu 217 Angriffen auf Handelsschiffe, ganze 47 von ihnen wurden von Freibeutern gekapert. Bei 25.000 Frachtern, die hier Jahr für Jahr unterwegs sind, scheinen diese Zahlen nicht sonderlich ins Gewicht zu fallen. Die Piraterie und die gegen sie ergriffenen Maßnahmen in diesem Nadelöhr des Welthandels, das allerdings fünfmal so groß wie die Bundesrepublik ist, stehen im Mittelpunkt der biederen, dank des Ambientes gleichwohl mit schönen Bildern aufwartenden TV-Dokumentation von Julia Kammigan und André Schäfer. Sie befragen Schiffsleute, die Piratenattacken erlebt haben, unter ihnen den ehemaligen Kapitän der Hansa Stavanger, der gemeinsam mit seiner Besatzung vier Monate lang von somalischen Entführern gefangengehalten wurde, setzen den Fuß an Land, um ein bißchen Lokalkolorit einzufangen – allerdings nur ins sichere Dschibuti – und widmen viel Raum, sehr viel Raum sogar den so treuherzigen wie unter dem Strich wirkungslosen Bemühungen der Deutschen Marine, gemeinsam mit Kräften anderer Seestreitkräfte dem Unwesen ein Ende zu bereiten. Wer die Piraten sind, wie sie sich organisieren und wem die erpreßten Lösegelder letztlich zufließen – das also, was eigentlich interessiert –, bleibt im unklaren, man hat wohl keine Drehgenehmigung in Puntland erhalten und keinen Freibeuter-CEO für ein Interview gewinnen können. Statt dessen wird litaneihaft wiederholt, die Lösung des Problems liege „an Land“, was heißen soll, daß die Piraten viel lieber einer ehrlichen Arbeit nachgingen, so sie ein entsprechendes Stellenangebot hätten und in Somalia Recht und Ordnung herrschten. Dies mag glauben, wer will. |