© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/10 16. Juli 2010

DVD: Pandorum
Eskapismus
Werner Olles

Der Science-fiction-Film war schon immer ein Spiegelbild gesellschaftlicher Träume und Ängste, von den ersten Jules-Verne-Verfilmungen bis zu den philosophischen Weltraumopern wie Kubricks „2001 – A Space Odyssee“, Carpenters „Dark Star“ oder Christian Alvarts „Pandorum“. Dieser deutsch-amerikanische SF-Thriller aus dem Jahre 2009, in den Filmstudios Babelsberg sowie in Berlin gedreht, knüpft in gewisser Weise an die deutschen utopischen Filme der 1920er Jahre an. Mit Fritz Langs Klassiker „Frau im Mond“ (1928/29) zum Beispiel verbindet „Pandorum“ die dämonischen Charaktere, die traumatischen Visionen, die Düsterkeit und seine politischen Implikationen. Leider verbindet ihn nur wenig mit seinem Stil.

An Bord des Raumschiffs „Elyseum“ erwachen die beiden Astronauten Bower (Ben Foster) und Payton (Dennis Quayd) aus künstlichem Tiefschlaf. Es gibt keinen Kontakt zur Brücke oder zu anderen Besatzungsmitgliedern. Zudem steht das Energiesystem des Raumschiffs vor dem Zusammenbruch. Durch die engen düsteren Luftschächte macht sich Bower auf den Weg zur Brücke, während ihn Payton per Funk durch das Labyrinth lotst. Nach und nach findet Bower neben Leichen auch Überlebende wie die Biologin Nadja (Antje Traue), den Agrararbeiter Manh (Cung Le) und den Koch Leland (Eddie Rouse). Von ihm erfahren sie, daß die Erde kurz nach dem Start des Raumschiffs zerstört wurde und sie sich als letzte Überlebende der Menschheit an Bord eines Kolonieschiffs befinden. Ziel der Mission ist es, den erdähnlichen Planeten Tanis zu besiedeln.

Die Gruppe beginnt sich zum Reaktor des Schiffs durchzukämpfen, der kurz vor dem Ausfall steht. Doch der Weg dorthin ist gefährlich, einige von ihnen leiden unter einer durch den Raumflug verursachten Psychose, genannt Pandorum. Und sie sind nicht die einzigen Passagiere an Bord. Gejagt von aggressiven Kreaturen, flüchtet die Gruppe zurück zur Brücke, um festzustellen, daß das Raumschiff schon längst auf Tanis angekommen ist und dort 923 Jahre nach dem Start der Mission unter der Meeresoberfläche liegt. In letzter Sekunde können sich Bower und Nadja vom Schiff retten und treiben an die Wasseroberfläche. Sie sind die neuen Adam und Eva auf Tanis.

In „Pandorum“ herrscht von Anfang an der reine Eskapismus. Doch es genügt nicht, Ambitionen zu haben, wenn man seine guten Ideen nicht zu einem überzeugenden Ganzen zu bündeln versteht, die Balance seiner Figuren nicht in den Griff bekommt und zudem in seinen vielen Genre-Zitaten („Alien“, „Event Horizon“) nicht auf spektakuläre Versatzstücke verzichtet. Außerdem mißlingt es Alvart, nach dem Drama einen adäquaten Übergang zur Erlösung zu finden.

DVD: Pandorum. Constantin Film/Highlight Communications, 2010, Laufzeit etwa 104 Minuten

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