© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/10 23. Juli 2010

Wasserbomben und markige Sprüche
Parteien: Die Bürgerbewegung Pro Deutschland trotzt der Blockade von Linksextremisten und tritt in Berlin zur Wahl an
Felix Krautkrämer

Eigentlich hatten die Meteorologen Abkühlung versprochen. Doch an diesem Sonnabend ist es immer noch drückend heiß in der Hauptstadt. Vielleicht sind auch deswegen nur einige hundert linke Demonstranten vor dem Rathaus in Berlin-Schöneberg erschienen, um gegen den Bundesparteitag von Pro Deutschland zu protestieren. Angekündigt hatte das Bündnis aus Antifa-Gruppen, Gewerkschaften, SPD, Grünen und Linkspartei bis zu 6.000 Teilnehmer, doch selbst ein Aufruf des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) brachte nicht den erwünschten Erfolg.

Und so gelingt es den selbsternannten Antifaschisten nicht, die Bundesversammlung von Pro Deutschland zu verhindern. Zwar blockieren einige Demonstranten die Seiteneingänge des Rathauses, der Haupteingang wird jedoch von der Polizei abgesichert und freigehalten – sehr zum Ärger der Antifa. Die hat vor dem Rathaus eine Bühne aufgebaut, auf der eine Frau mittleren Alters wild gestikulierend per Mikrofon die Masse anheizt: „Da wollen gerade ein paar Nazis durch den Seiteneingang. Vielleicht geht ihr da alle mal hin und macht sie platt“, schreit sie von der Bühne.

An einem solchen Eingang hat sich eine Gruppe Demonstranten mit einem Transparent postiert. „Kein Fußbreit den RassistInnen“ ist darauf zu lesen. Plötzlich macht sich Unruhe breit. Die Polizei schiebt die Protestler zur Seite, um den Eingang freizumachen. „Jetzt kommen die Nazis“, rufen einige. Schnell wächst die Menge vor der Tür. Die Stimmung ist aggressiv. Als sich die Tür öffnet, schallt es „Nazis raus, Nazis raus“. Eine verängstigte Hochzeitsgesellschaft tritt vor die Tür. Im ersten Moment versuchen noch einige Linke, die überwiegend männlichen Gäste in Anzügen zu attackieren, doch dann merken sie, daß es sich nicht um Mitglieder von Pro Deutschland, sondern um ein frischvermähltes Schwulenpärchen handelt. Applaus kommt auf. Der Aufforderung, sich zu küssen, kommen die beiden Männer sichtlich erleichtert nach.

Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus als Ziel

Unterdessen telefoniert Manfred Rouhs, der Vorsitzende von Pro Deutschland, eifrig im Sitzungssaal des Rathauses. Die Proteste sorgen dafür, daß sich die Anreise der Mitglieder verzögert. Zudem steckt noch ein Bus mit Teilnehmern aus Köln im Stau. Dennoch ist der 44jährige gut gelaunt. „Es ist den Chaoten nicht gelungen, unsere Veranstaltung zu verhindern“, sagt er. Auch die Wasserbombe, die Rouhs traf, als er einige Journalisten am Kontrollpunkt der Polizei abholte, nimmt er mit Humor. „ Bei solchen Temperaturen ist so was eigentlich ganz erfrischend.“

Mit etwas Verspätung beginnt dann die vierte Bundesversammlung der Bürgerbewegung. Gut hundert Mitglieder und Interessierte haben den Weg in das Schöneberger Rathaus gefunden. Als ersten Tagesordnungspunkt beschließt die Partei die Verlegung des Sitzes von Köln nach Berlin. Ein Zeichen dafür, daß man sich voll und ganz auf die Wahl zum Abgeordnetenhaus im kommenden Jahr konzentrieren möchte. Vielleicht aber auch um zu zeigen, daß es sich bei Pro Deutschland um eine selbständige und von Pro Köln und Pro NRW unabhängige Organisation handelt.

Für die Wahl in der Hauptstadt rechnet sich die Bürgerbewegung gute Chancen aus. Sollte hier der Einzug ins Abgeordnetenhaus gelingen, will man auch bei den  Wahlen in Hamburg und Niedersachsen antreten. Lars Seidensticker, Vize-Chef des Berliner Landesverbandes, will vor allem auf die Themen Anti-Islamisierung und Innere Sicherheit setzen. Zudem brauche es eine Rückbesinnung auf die preußischen Tugenden, fordert der 37jährige.

Unterstützung erhält Pro Deutschland bei seinem Vorhaben auch vom belgischen Vlaams Belang. Dessen Fraktionsvorsitzender Filip Dewinter ist ebenfalls nach Berlin gekommen. Der Islam sei wie ein Raubtier, warnt er. Immer bereit das schwächste Opfer anzugreifen. Es sei daher ein Irrglaube, auf einen gemäßigten Islam zu setzen. Dieser existiere nämlich nicht. Der Koran sei vielmehr eine „Lizenz zum Töten“. Daher müßten alle europäischen Patrioten zusammenarbeiten. Schließlich sei Europa der Erdteil der Schlösser und Kathedralen und nicht der Moscheen und Minarette und dies gelte es, zu erhalten.

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