© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/10 30. Juli / 06. August 2010

UMWELT
Der Mann aus dem Eis
Volker Kempf

Die Hitzerekorde im Juni und Juli sind kein Beweis für eine Klimaerwärmung in Europa. Ötzi kann hingegen als solcher gelten: Seit dem Ableben des Mannes vom Hauslabjoch vor 5.300 Jahren schmolz soviel Eis in einer Höhenlage von etwa 3.000 Metern dahin, daß die Gletschermumie aus der Kupferzeit vor 19 Jahren sichtbar wurde. Auf einen Finderlohn in Höhe von 175.000 Euro hat sich die Entdeckerin – ihr Ehemann ist inzwischen verstorben – kürzlich mit Südtirol geeinigt. Dabei war es nicht die Leistung der fränkischen Bergwanderer, das Eis zum Schmelzen zu bringen. Die Mehrheit der Klimaforscher meint, daß es die zivilisierte Welt und ihr hoher Ausstoß an Gasen wie CO2 oder Methan ist, der die Gletscher in den Alpen zum Schmelzen bringt. Eine Minderheit wiederum glaubt, daß die Sonne allein das Klima erwärmt.

Weniger strittig als die Ursachen der weltweiten Klimaveränderung ist die Todesursache Ötzis. Denn in Ötzis Rückenschulterbereich fand sich eine Pfeilspitze. Die Einschußstelle soll für hohe Blutverluste prädestiniert sein, heißt es in der bis zum 19. September laufenden Sonderausstellung „Der Mann aus dem Eis“ im Deutschordensmuseum Bad Mergentheim. In der Lebenswelt von Ötzi gab es Haustiere wie Ziegen, Schafe, Schweine und Rinder. Auch Bären wurden seinerzeit noch erbeutet, die es in unseren Breitengraden nur vereinzelt noch gibt. Einige Wildtiere wurden ganz ausgerottet, können aber in der besagten Ausstellung durch Nachbildungen bestaunt werden. Die Ursache der Ausrottung ist oft eindeutig in der gnadenlosen Jagd durch Menschen zu finden. Heute geht die Ausrottung von Tierarten weniger spektakulär vonstatten. Der zivilisierte Mensch verdrängt auch Pflanzenarten ganz nebenbei.

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