© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/10 30. Juli / 06. August 2010

Meldungen

Archäologie und jüdischer Nationalismus

ZÜRICH. Selbst tief im Boden Palästinas findet sich uralter Sprengstoff für diese nicht eben friedliche Weltecke. Und wo es anderswo wissenschaftlich abgeklärt zugeht, bilden sich dort schnell „unheilige Allianzen“ zwischen „Archäologen und Nationalisten“. Wie derzeit in Jerusalem, wo Grabungen im arabischen Viertel Silwan, südlich des Tempelberges nicht nur die angrenzenden palästinensischen Häuser mit Einsturz bedrohen, sondern auch für inner-israelischen Streit sorgen. Fahnden jüdische Archäologen doch nach steinernen Beweisen für die berühmtesten Könige der Bibel, David und Salomon. Dabei steht nicht weniger als der Gründungsmythos Israels auf dem Spiel, denn Israel „baut im wörtlichen Sinne“, wie der Jerusalemer FAZ-Korrespondent Jörg Bremer berichtet (Aufbau, 5/2010) „auf König David und seine Nachfolger“. Zwar formierte sich rasch unter Israels Archäologen Widerstand gegen die allzu durchsichtigen Bemühungen, ihre Wissenschaft in den Dienst nationalistischer Identitätspolitik nehmen zu lassen. Doch haben sich jene Kollegen, die sich mit windigen Datierungen ihrer Funde zum „Büttel rechtsradikaler Nationalisten“ degradieren ließen, bis zur Stunde nicht in ihrem Grabungseifer bremsen lassen.

 

Demographie: Auch der Kinderwunsch nimmt ab

WIEN. Unterschiede zwischen Absicht und Tat haben schon lange bestanden. Das galt insbesondere beim Kinderwunsch, wo es eine deutliche Diskrepanz zwischen der bei Frauen abgefragten Anzahl von gewünschten und tatsächlich geborenen Kindern gab. Wie eine aktuelle Studie des „Vienna Institute of Demography“ nun anhand der Auswertungen von vier österreichischen Mikrozensus-Daten zwischen 1986 und 2001 herausfand, hat sich in dieser Zeit eine weitere Abwärtsentwicklung auch bei der Anzahl gewünschter Kinder ergeben und ist zuletzt gar unter die Reproduktionsrate von 2,1 Kindern gefallen. Weil sich mit höherem Bildungsgrad die Kinderwunschzahl gar in Richtung 1,6 Kinder entwickelt und die Anzahl der Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen kontinuierlich zunimmt, ist mit einer weiteren Verringerung der Zahl gewünschter Kinder zu rechnen. Da die Differenz zu den tatsächlich Geborenen etwa 0,3 bis 0,4 Kindern entspricht, dürfte sich damit die Geburtenquote in den kommenden Jahren bei 1,3 Kindern einpegeln (Demografische Forschung aus Erster Hand, 2/2010).

 

Wunder von Wismar: St. Georgens Auferstehung

BONN. Im Jahrhundertsommer 2010 verspricht ein kühles Kirchenschiff Erquickung. Um so besser, wenn es in Strandnähe liegt und dazu einlädt, auch im Urlaub der Kultur nicht zu entsagen: wie das des „Wunders von Wismar“, die gotische Backsteinkirche St. Georgen. Seit seiner Wiedereröffnung im April 2010 zieht der imposante Bau, dessen Anfänge ins frühe 14. Jahrhundert zurückreichen, die Besucher der mecklenburgischen Ostseeküste in Scharen an. Zwanzig Jahre benötigten Restaurateure für St. Georgens „Auferstehung“. Noch am 14./15. April 1945 hatte ein englischer Luftangriff der Kultursubstanz des Gotischen Viertels der Hansestadt den Garaus bereitet. Hinzu kam bis 1989 die gezielte Vernachlässigung durch das SED-Regime. Entscheidenden Anteil an der Rettung der Ruine hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die dank vieler privater Spender 15 von 40 Millionen Euro für die Baumaßnahmen aufbrachte (Monumente. Magazinfür Denkmalkultur in Deutschland, 4/10).

 

Erste Sätze

Eigentlich ist Schwimmen ein großes Schweigen.

Charles Sprawson: Ich nehme dich auf meinen Rücken, vermähle dich dem Ozean. Eine Kulturgeschichte des Schwimmens, Hamburg 2002

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