© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/10 20. August 2010

Bildungsgutscheine Für Hartz-IV-Kinder
Bildung ist keine Ware
von Ellen Kositza

Bildungsgutscheine anstelle von Geldausschüttungen für Kinder bedürftiger Familien: eine überfällige Idee! Staatliche, mithin aus Steuergeldern gewonnene Unterstützung an vernünftige Zwecke zu binden, ist keine Bevormundung, sondern das Gebot der Stunde. Unseren Sorgenkindern mangelt es selten an einer Ausstattung mit Computerspielen und der Versorgung mit Süßigkeiten, es geht vielmehr um die Gefahr sozialer und kultureller Exklusion. Arme Kinder besuchen selten Museen, Theater und Musikschulen, sie fehlen auch in Sportvereinen.

Nicht nur im gerade vielzitierten Stuttgart gibt es seit langem entsprechende Programme, die finanzschwache Familien nach Kräften subventionieren. Diese Sozialtickets gewähren ermäßigten oder freien Eintritt in Zoos, Opern, Schwimmbädern, mit ihnen fährt man kostengünstig im Nahverkehr, erhält Schulspeisung und Instrumentalunterricht zum reduzierten Preis, spart die Leihgebühr für Schulbücher, nutzt kostenfrei Möbel- und Kleiderbörsen. Rundfunkgebühren fallen für Hartz-IV-Familien ohnehin weg. Das alles ist gut und richtig. Nur: Bildung ist keine Ware, die man Kindern per Chipkarte eintrichtern könnte. Bildung beginnt im Elternhaus. Hier müßte man ihren Wert schätzen.

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