© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/10 20. August 2010

Zeitschriftenkritik: Tiqua Freundesbrief
„Du bist ein Wunder“
Werner Olles

Bis zu 62.000 vorgeburtliche Kindstötungen hat der heute 77jährige Gynäkologe Stojan Adasevic während 26 Jahren in einer staatlichen Klinik in Belgrad durchgeführt. Seine „Geschichte einer wunderbaren Wandlung“ ist in der aktuellen Ausgabe (Juli/August 2010) des Freundesbriefs Tiqua e.V. zu lesen. Bei dem Verein handelt es sich um eine private und unabhängige Hilfsinitiative für Frauen, Mädchen und Familien im Schwangerschaftskonflikt. Stojan Adasevic ist als ehemaliger Abtreibungsarzt inzwischen eine der stärksten Stimmen für das Lebensrecht ungeborener Kinder. Doch bis dahin war es ein schwieriger Weg.

Bereits in seinem Medizinstudium hatte er gelernt, daß eine Abtreibung ein „normaler chirurgischer Eingriff“ sei und sich von der Entfernung eines Blinddarms kaum unterscheide. Lange Zeit war er überzeugt, daß dies stimmt – bis er durch die Begegnung und Zusammenarbeit mit katholischen Ordensfrauen, die er als sehr gute und zuverlässige Krankenschwestern schätzte, erstmals mit einer anderen Haltung konfrontiert wurde, denn die katholischen Schwestern weigerten sich, an Abtreibungen mitzuwirken. Doch auch ein Gespräch mit einem slowenischen Priester, der ihm erklärte, daß das Kind vom Zeitpunkt der Empfängnis an ein Mensch ist, änderte zunächst noch nichts an seiner Gesinnung.

Erst als in der achtziger Jahren Ultraschallgeräte eingeführt wurden, sah Adavesic zum ersten Mal, was bis dahin für ihn unsichtbar gewesen war: ein lebendiges Kind, das seine Arme und Beine bewegte, das gähnt und an seinem Daumen lutscht. Und er sah am Bildschirm auch, wie das Kind bei einer Abtreibung verzweifelt versucht, den tödlichen Instrumenten zu entkommen. Zwar machte er dennoch weiter, doch begannen ihn nun Alpträume zu plagen, in denen er auf einer Wiese spielende Kinder sah, die bei seinem Anblick entsetzt flohen. Zutiefst erschüttert beschloß er, nie wieder eine Abtreibung vorzunehmen, doch brach er seinen Vorsatz noch ein einziges Mal. Die letzte Abtreibung öffnete ihm dann endgültig die Augen, als er die Teile des getöteten Kindes aus der Gebärmutter zog und plötzlich das noch schlagende Herz in seiner Hand hielt. Als es immer langsamer wurde und schließlich ganz aufhörte zu schlagen, wußte er, daß er einen Menschen ermordet hatte. Obwohl die Medien eine Hetzkampagne gegen ihn starteten, sein Gehalt um die Hälfte gekürzt wurde, seine Tochter ihre Arbeitsstelle verlor und sein Sohn nicht zum Studium zugelassen wurde, hielt Adasevic dem Druck stand und schloß sich der Lebensrechtsbewegung an. Heute klärt er auf vielen Vortragsreisen seine Zuhörer über das Töten der ungeborenen Kinder auf und appelliert, endlich mit der Abtreibung aufzuhören.

In ihrem Editorial zitiert Sonja Dengler den begnadeten Cellisten Pablo Casals mit den an jedes Kind gerichteten folgenden schönen Zeilen: „Weißt du, was du bist? Du bist ein Wunder. Du bist einzigartig. In all den Jahren, die vergangen sind, hat es niemals ein Kind wie Dich gegeben. Deine Beine, deine Arme, deine geschickten Finger, die Art, wie du dich bewegst. Aus dir kann ein Shakespeare, ein Michelangelo, ein Beethoven werden. Du kannst alles erreichen. Ja, du bist ein Wunder.“

Anschrift: Tiqua e.V., Reichensteinstr. 54, 69151 Neckargemünd. Internet: www.tiqua.org

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