© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/10 20. August 2010

Meldungen

Lambert Schneider: Kulturpolitik nach 1945

FRANKFURT/M. Der Name Lambert Schneider (1900–1970) sagt heute, einige Bibliophile ausgenommen, niemandem mehr etwas. Dabei verdichtet sich in seiner bislang wenig erforschten Biographie die Geistesgeschichte der frühen Bundesrepublik wie kaum bei einem anderen. Der Studienabbrecher, der kurz vor der Weltwirtschaftskrise mittellos einen Verlag gründete, Martin Buber und Franz Rosenzweig prompt als Autoren gewann, eine „transkonfessionelle“ Zeitschrift herausgab, am Rande der Pleite aber ins Rettungsboot des solventen Salman Schocken Verlages sprang und ohne braune Flecken das Dritte Reich abwetterte, verfügte 1945 dank dieser Beziehungen über exzellente Voraussetzungen, um zu einem der einflußreichsten Netzwerker aufzusteigen. Karl Jaspers und Dolf Sternberger gaben seine Zeitschrift Die Wandlung heraus, im Buchprogramm erschien Jaspers’ „Die Schuldfrage“ und Alexander Mitscherlichs „Medizin ohne Menschlichkeit“, 1950 die erste deutsche Ausgabe des „Tagebuchs der Anne Frank“. Von 1950 bis 1962 agierte er als graue Eminenz im Frankfurter Börsenverein, richtete die ersten Buchmessen aus, trieb mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels offensiv Kulturpolitik. Hans Altenhein würdigt im Frühjahrsheft von Aus dem Antiquariat (3-4/2010) diese zu Unrecht vergessene Persönlichkeit.

 

Völkerrecht: Regeln für die Klimalenkung

MÜNCHEN. Als Strategien gegen den Klimawandel glaubten Hydrobiologen, mit „Eisendüngung“ des Meeres das Wachstum von Algen explodieren lassen zu können, die dafür wiederum hohe Mengen an Treihausgasen verbrauchen würden. Die vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut im Südatlantik vorgenommene Meeresdüngung mit Eisensulfat erwies sich indes als wahrer Schlag ins Wasser. Mit den völkerrechtlichen Dimensionen solcher Interventionen beschäftigt sich in einer interdisziplinären Forschungsgruppe David Reichwein. Der Nachwuchsjurist, der das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in diesem Gemeinschaftsprojekt zur „Rettung aus der Klimakrise“ vertritt, soll bis 2013 die rechtlichen, politischen und ökonomischen Untiefen ausloten, an denen eine internationale Regelung einer „Klimalenkung“ scheitern könnte. Bisher, so Reichwein, stehe auf diesem Feld nur sicher fest, „daß nichts sicher ist“ (Max Planck Forschung, 2/2010).

 

Erste-Sätze

Krieg ist wahrscheinlich –wenn wir ihn nicht durch positive und zweckmäßige Anstrengungen abwenden.

John Foster Dulles: Krieg oder Frieden, Wien 1930

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