© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/10 20. August 2010

Peeping Google
Neue Zielgruppen
Toni Roidl

Hat Google den bösen Blick? Mitte November will der Internetkonzern sein umstrittenes Peep-Projekt „Google Street View“ auch in Deutschland starten. Zunächst in 20 Städten von Bielefeld bis Wuppertal. Bürgerrechtler sind landauf landab empört. Grünen-Greis Ströbele will sein Haus wegschwärzen lassen; die linke taz findet Street View dagegen cool. Bild muß den Spagat fertigbringen, einerseits den technischen Fortschritt zu feiern, andererseits die emotionalen Ängste der Leser zu bedienen. Der Bund der Kriminalbeamten warnt, „Einbrecher und Entführer“ könnten aus der Pixel-Perspektive verbrecherischen Vorteil ziehen – freut sich aber auch darüber, daß die Polizei Street View zur Einsatzvorbeitung nutzen kann. Während der eine nach Fluchtwegen klickt, plant der andere online die Festnahme. Obwohl Privatsphäre bei der Nutzung von Handy, Internet und Kreditkarte ohnehin eine Illusion ist, scheinen manche zu glauben, das Kameraauto könne gleich durchs Schlüsselloch ins Schlafzimmer schauen. Was blüht Google da erst in Holland, wo man aus calvinistischer Tradition meist auf Gardinen und Fenstervorhänge verzichtet? Wenig. Die Holländer, bei denen es Google Street View seit März 2009 gibt, bleiben eher ruhig und machen ihre Späßchen ( www.streetviewnederland.nl ).

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