© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/10 27. August 2010

Frankreichs Roma-Politik
Aufrüttelnd
von Felix Krautkrämer

Sicher, man kann das Vorgehen Nicolas Sarkozys gegen die sich illegal im Land aufhaltenden Zigeuner als durchschaubaren Populismus abtun: als billigen Versuch, angesichts schlechter Umfragewerte die Abwanderung von Wählern zum Front National zu verhindern. Man kann es als Sisyphoswerk bezeichnen, da der Großteil der nun ausgewiesenen Roma schon bald wieder nach Frankreich zurückkehren wird – legal oder illegal.

Man kann darin aber auch den Versuch sehen, nationale Interessen gegen Brüsseler Freizügigkeitsfetischisten und Minderheitenlobbyisten zu verteidigen. Denn spätestens seit der EU-Osterweiterung entwickeln sich die Heerscharen von Zigeunern aus Südosteuropa vielerorts zum echten Problem. Schließlich bestreiten nicht wenige von ihnen ihren Lebensunterhalt auf kriminellem Wege oder erbetteln ihn sich aufdringlich. Nun gibt es die Möglichkeit, dem auf die typisch bundesrepublikanische Art zu begegnen und den Zustrom der als Touristen daherkommenden Sinti und Roma mit einem Schulterzucken als „kulturelle Bereicherung“ abzutun. Oder aber man nutzt den noch verbliebenen politischen Handlungsspielraum, um den „Rotationseuropäern“ den hiesigen Aufenthalt so unangenehm wie möglich zu gestalten und sie zur freiwilligen Heim- oder Weiterreise zu animieren.

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