© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/10 27. August 2010

Zeitschriftenkritik: Konkret
Störfall im linken Milieu
Werner Olles

Mit der traulichen Nestwärme, die einem aus den üblichen kommunistisch-gewerkschaftlichen Gazetten entgegenschlägt, hat das Monatsmagazin Konkret – Untertitel: „Politik & Kultur“ – kaum etwas zu tun. Zwar bricht hin und wieder noch einmal jene linkisch fahnenschwingende Gemütlichkeit durch wie beim Interview mit Angela Davis, der US-Ikone der „Schwarzen Revolution“, in der aktuellen Ausgabe (8/2010), doch es fällt schon auf, daß Herausgeber Hermann L. Gremliza in aller Regel zuverlässig dafür sorgt, daß die ärgsten Sumpfblüten aus tendenziell linkssozialistischen Biotopen nicht allzu üppig wuchern. So bleibt Konkret ein Störfall innerhalb der radikalen, antideutschen Linken und Gremliza eher ein heimatloses Schäfchen, das seine polemischen Sprüche immer öfter dem Gesinnungsvorzeigekitsch seiner Genossen widmen muß, anstatt seinen wahren Gegner, die konservative Rechte, zu attackieren.

Die aktuelle Ausgabe wartet mit einem Interview  des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten und jetzigen Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Johannes Gerster, auf. Gerster sieht in der im Deutschen Bundestag am 2. Juli einstimmig verabschiedeten Resolution, die Israel wegen der blutigen Auseinandersetzung an Bord der „Marvi Marmara“ rügte und eine „internationale Untersuchung“ des Vorfalls sowie eine Ende des Embargos gegen den von der Hamas regierten Gazastreifens forderte, „eine unheilige Allianz von naiven Gutmenschen, Israelgegnern und Besserwissern“. Diese Bevormundung eines Staates sei „einmalig in der Welt“. Man solle sich doch nicht der Illusion hingeben, daß Extremisten friedlicher würden, wenn man nur etwas freundlicher zu ihnen sei: „Wenn Hamas, Hizbollah und deren Verbündete die Waffen niederlegen, gibt es Frieden. Wenn Israel die Waffen niederlegt, gibt es kein Israel mehr.“

In einem Beitrag über das originelle „Aussteigerprogramm für Linksextreme“ wärmt Elke Wittich unverdrossen Tröstendes für „antiimperialistische“ Linke auf. Natürlich sei es keine „Diskriminierung“, wenn – wie der Spiegel berichtete – während der Fußballweltmeisterschaft einem Schwarzen mit schwarzrotgoldenem Armband der Eintritt in eine „antideutsche“ Berliner Kneipe verwehrt wurde, schmollt die Autorin. Derweil wundert man sich, warum sich der regelmäßige Konkret-Leser solche Naßforschheiten bieten läßt.

Ein weiterer Beitrag befaßt sich mit  der Aufhebung der Tarifeinheit in den Betrieben durch das Bundesarbeitsgericht. Der Autor sieht im gemeinsamen Kampf von DGB und BDI für die gesetzliche Verankerung der Tarifeinheit nicht nur ein „Zeichen der Schwäche“ dieser Interessenverbände, sondern plädiert auch entschieden für die Koalitionsfreiheit der Arbeitnehmer, die durch das monopolisierte, von den DGB-Gewerkschaften vertretene Arbeitskraftkartell bedroht ist und untergepflügt wird.

Anschrift: Ehrenbergstr. 59, 22767 Hamburg. Das Einzelheft kostet 5 Euro, das Jahresabo 53. Euro. Internet: www.konkret-magazin.de

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