© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/10 27. August 2010

Leserbriefe

Zu: „Ideologische Kammerjägerei“ von Thorsten Hinz, JF 33/10

BdV sollte sich aus der Stiftung zurückziehen

Der Verzicht auf Erinnerung an Vertreibungen ist in Deutschland politisch korrekt. Wir widmen uns statt dessen (zu Recht) intensiv der Erinnerung an Verbrechen unserer Vorfahren. Bei allen anderen Völkern auf der Welt ist es umgekehrt. Von gemeinsamen Werten in Europa können wir dann sprechen, wenn junge Menschen in anderen europäischen Staaten sich über die Verbrechen ihrer Vorfahren ebenso entsetzen wie junge Deutsche, die erstmals von den deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg erfahren. Und wenn Menschen sich an die Leiden ihrer Familien erinnern können, ohne zum Schweigen aufgefordert zu werden.

Dem Bund der Vertriebenen empfehle ich, ein Zeichen zu setzen: Er sollte sich aus dem Großprojekt zurückziehen und sich von öffentlichen Mitteln unabhängig machen. Er sollte ein eigenes, bescheideneres, von Spenden finanziertes Projekt verwirklichen. Auch dort kann der BdV beispielhaft und glaubhaft die Hand zur Verständigung und sogar Freundschaft ausstrecken.

Ulrich Thurmann, Staatssekretär a.D., Walluf

 

 

Zur Meldung: „Landeskirche kämpft gegen ‘Rechts’“, JF 34/10

Verstoß gegen achtes Gebot

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover lügt und verstößt damit gegen eines der biblischen Gebote. Ihre Initiative müßte ehrlicherweise heißen: „Für die Tolerierung von Linksextremismus – gegen Demokratie und Rechtsextremismus.“

Carsten Zöllner, Berlin

 

 

Zu: „Konjunkturprogramm für Schnüffler“ von Thorsten Hinz, JF 33/10

Bleibende deutsche Traditionen

Es ist doch schön, daß einige Traditionen in Deutschland nicht untergegangen sind. Blockwarte, wenn sie heutzutage auch selbst ernannt sind und nicht mehr vom Ortsgruppenleiter, scheint es jedenfalls immer noch zu geben. Vielleicht wäre es auch eine gute Idee, eine deutsche Variante von Joseph McCarthys „Committee Against Un-American Activities“ einzuführen. Da man den Linken das Wort „deutsch“ oder gar „undeutsch“ natürlich nicht zumuten kann, würde ich einen „Ausschuß zur Bestätigung einer politisch korrekten linken Einstellung“ oder ähnliches vorschlagen.                                      

Klaus-Peter Kubiak, Recklinghausen

 

 

Zur Meldung: „NPD-Nähe: Verein entläßt Jugendtrainer“, JF 33/10

McCarthy-Ära im Jahr 2010

Seit zehn Jahren kämpft dieses Land einen heroischen „Kampf gegen Rechts“. Seitdem frage ich mich verzweifelt, wo diese schlimmen Rechtsradikalen denn alle bloß stecken. Im Alltag treffe ich nie auf Kahlgeschorene mit Springerstiefeln. Die Wahlerfolge der NPD sind überschaubar, und zu NPD-Demos werden aus dem gesamten Bundesgebiet um die 200 Personen herbeigekarrt, von denen etliche für den Verfassungsschutz arbeiten dürften. Es verhält sich wohl ähnlich wie in den USA der McCarthy-Ära, als Millionen Amerikaner einen tapferen Kampf gegen Kommunisten führten, ohne jemals selbst einem begegnet zu sein. Diese Menschenjagd wurde damals durch Joseph Welch beendet, einen Anwalt und Republikaner, der unerschrocken für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit eintrat. In Deutschland werden mittlerweile Menschen in ihrer beruflichen und sozialen Existenz vernichtet, nur weil sie die falsche politische Gesinnung haben. Bevor es soweit kommt, NPD-Mitglieder zum Tragen eines braunen Sterns zu verpflichten, sollte man diese widerliche Gesinnungsschnüffelei, die jedem totalitären Staat zur Ehre gereichen würde, beenden. Freilich, einen Joseph Welch haben wir leider nicht, und die Amerikaner lieben die Freiheit dann doch wesentlich mehr als die Deutschen.

Stephan Zankl, München

 

 

Zu: „Auf Kosten der Frau“, Interview mit Dr. Gabriele Marx, JF 33/10

Vor dem Schöpfer rechtfertigen

Als Frau, die in ihrem ganzen Eheleben die natürliche Empfängnisverhütung praktiziert hat, kann ich sagen: Der Papst hatte mit seiner Argumentation in „Humanae Vitae“ völlig recht. Ein Argument in bezug auf die Pilleneinnahme wird auch in katholischen Kreisen nicht angesprochen: daß viele Frauen, die die Pille nehmen, dennoch ungeborenes Leben töten. Denn auch die Pille unterdrückt nicht in allen Fällen den Eisprung, sondern verhindert statt dessen die Einnistung des befruchteten Eis in die Gebärmutterschleimhaut.

Elfriede Wirtz, Neubiberg

 

 

Zu: „Pankraz, Arnulf Baring und die große Verblödung“, JF 33/10

35jähriges Pankraz-Jubiläum

Seit nunmehr 35 Jahren gibt es die Pankraz-Kolumne (die erste erschien am 11. August 1975) im deutschen Blätterwald. Anfänglich in der Welt, später im Rheinischen Merkur veröffentlicht, erscheint die Kolumne seit Januar 1995 in der JUNGEN FREIHEIT.

Was diese Kolumne so einzigartig macht, ist nicht nur ihre dreieinhalb Dekaden lange „Laufzeit“, sondern insbesondere die ungeheure Themenvielfalt, an der ihr Autor, Prof. Dr. Zehm, allwöchentlich seine begeisterte Leserschar teilhaben läßt. Dabei reicht das Themenspektrum von Politik über Philosophie, von Musik über Kunst, von Wissenschaft über Finanzkapital bis hin zu „Konfuzius und dem alten Holzmichel, welcher lebt“.

Niemals sind diese meisterhaft aufbereiteten und intelligenten Kolumnen langweilig oder vorhersehbar. Sie sprühen vor profundem Wissen und hochkarätiger Substanz, sind ausgestattet mit Witz, Ironie und Einfallsreichtum, common sense und Esprit, so daß man als Leser staunt, was Zehm alles weiß. „Pankraz“, dieser begnadete Kolumnist und homme de lettres, möge auch künftig in seiner charmanten und unvergleichlichen Weise dem Publikum die große und kleine Welt erklären!

Wolfgang Erhardt, Sankt Augustin

 

 

Zu: „Merkel hat’s gefallen“ von Julia List, JF 33/10

Endlich einmal Kritik, aber ...

Endlich mal eine kritische Betrachtung des „neokonventionellen“ (Otto Schenk) Regietheaters in der JUNGEN FREIHEIT! Bei der Lobpreisung der Inszenierung von Chéreau von 1976 scheint Ihrer Autorin jedoch entgangen zu sein, daß dieser nach dem ausgegebenen Motto („Ich wollte Wagner vom Podest holen“) etwa mit seiner Umwidmung der Rheintöchter in Prostituierte den Startschuß zu dem heute vorherrschenden Regieirrsinn gegeben hat.

Dirk Hünnemeyer, Dortmund

 

 

Zu: „Das Verstummen christlicher Dichter“ von Georg Alois Oblinger, JF 33/10

Bild fatalistischen Christ-Seins

Als Christ las ich den Artikel mit besonderem Interesse. Aber insgesamt hatte ich den Eindruck, hier wird ein fatalistisches Christ-Sein vermittelt. Es stimmt, daß – im Gegensatz zur Ewigkeit – wir hier nur einen winzigen Bruchteil auf der Erde verbringen. Dabei sollte gerade dieser Umstand Auswirkungen auf mein Leben vor Gott haben. Wenn ich von der Wirklichkeit Gottes erfaßt bin, gerade dann kann ich und darf ich und muß ich, getrieben von einer inneren Leidenschaft, als christlicher Dichter schreiben. Oblinger fragt: „Setzt das Verfassen eines belletristischen Werkes immer voraus, das man sich auch ausgiebig mit der Sünde beschäftigt?“ Aber hallo, wo leben wir denn? Na klar, in einer sündigen Welt, auch als Christen!

Warum diese Trennung zwischen Weltlichem und Religiösem? Jesus sagte im Johannes-Evangelium: „Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluß haben.“ Dazu sage ich: Danke, und ich glaube, das dies nicht nur ein Versprechen für das Jenseits ist. Das Befreiende ist nun, daß Gott, durch Christus am Kreuz, alles getan hat, um mit mir Gemeinschaft zu haben. So wie ich bin, als Schriftsteller, als Bäcker, als Lehrer, als Pförtner, darf ich mit meinem Sündig-Sein vor Gott und mit Ihm leben.

Uns Christen wünsche ich mehr, daß der alles überstrahlende Lichtglanz des Siegers akzeptiert wird und so unser kurzes Erdenleben die Herrlichkeit Gottes reflektiert. Bitte schreibt weiter, liebe Schriftsteller, gerade dann, wenn ihr zum Glauben gekommen seid! Denn ihr habt eine Gabe, die Gott euch gab. Schreibt und zeugt somit von der Hoffnung die jetzt in euch ist, auch wenn morgen die Welt untergeht.

Christian Nischik, Oberkrämer

 

 

Zum Leserbrief: „Kein Vertrauen in Deutschland“ von Ilse Mani-Ryter, JF 33/10

Betroffenheit durch Fazit

Die Aufforderung „Deutsche, befreit Euch doch endlich!“ von Frau Mani-Ryter aus einem europäischen Musterland in Sachen Demokratie läßt aufhorchen und macht betroffen. Ähnliches Kopfschütteln habe ich auch in anderen europäischen Ländern, vor allem in Frankreich, erlebt. Daß sich die Deutschen so leicht und teilnahmslos ihre (Meinungs-)Freiheit und ihre Selbstachtung nehmen lassen, ist wohl auch der Grund dafür, daß unser Land fast das einzige in Europa ist, wo es bisher rechts von der Mitte keine parlamentarisch vertretene demokratische Rechte gibt.                       

Wolfgang Röcklein, Eching

 

 

Zu: „Einseitigkeiten“ von Rudi Pawelka, JF 31-32/10

„Spuk“ Vertriebenenstiftung

Bei der Planung des sogenannten Zentrums gegen Vertreibung war eigentlich von Anfang an klar, daß sich bei der schizophrenen Zusammensetzung niemals ein gemeinsamer Konsens finden würde, zumal Polen, Tschechen und auch der überhebliche Zentralrat der Juden sich nicht realistisch und geschichtsneutral äußern würden.Die sauberste Lösung wäre, den ganzen „Spuk“ von der Vertriebenenstiftung zu streichen, da diese deutsche Einrichtung keiner Zustimmung anderer Staaten bedarf, und dem Bund der Vertriebenen mit Erika Steinbach an der Spitze  das Alleinvertretungsrecht für die Causa Flucht und Vertreibung zu übertragen. Denn bei der derzeitigen Konstellation des Vertriebenenzentrums ist vorprogrammiert, daß der Bund der Vertriebenen mit seiner Einstellung und seinen Mitgliedern desavouiert wird – besonders, wenn ein Mitglied mal etwas gegen die absolute Alleinkriegsschuld der Deutschen begründet darstellt.

Günter Algner, Berlin

 

 

Zu: „Gegenwind für Zensürsüla“ von Christian Vollradt, JF 31-32/10

Özkans veralteter Vorschlag

Mit ihrer Mediencharta agiert Integrationsministerin Aygül Özkan nicht in der Gegenwart. Schließlich findet die Berichterstattung schon seit etlichen Jahren fernab aller Wirklichkeit im Sinne von Multikulti statt. Um eine kultursensible Sprache bemühen sich schon lange die Schüler mit Migrationshintergrund, die deutsche Lehrerinnen als „Schlampen“, und die einheimische Bevölkerung als „Schweine“ und „Scheiß-Deutsche“ verhöhnen und im übrigen durch Leistungsverweigerung auffallen.

Die interkulturelle Öffnung in unsere Sozialsysteme betreiben schon seit Jahrzehnten feige Realitätsverweigerer in Politik und Medien. Ergebnis dieser Entwicklung sind Migrantenviertel und Schulen unserer Großstädte, in die unsere Polizei sich nur noch mit einer Hundertschaft hineintraut, wenn sie unbeschadet an Leib und Leben einen Rechtsbrecher verhaften will.

Margot Kaczmarek, Hasbergen

 

 

Zu: „Feigheit vor der Lobby“ von Jens Jessen, JF 31-32/10

Gewaltiger Wettbewerbsdruck

Dieser Beitrag ist oberflächlich und schlecht recherchiert, so daß ich ihn nicht unkommentiert lassen kann – betrifft er doch meinen Berufsstand des Apothekers. Wie andere Bereiche des Gesundheitswesens wird selbstverständlich auch das Apothekenwesen in die Sparbemühungen der Regierung einbezogen. Dabei wurden die Apotheker schon in den zurückliegenden Reformen jeweils kräftig bedacht, auch in dieser sollen ganz erhebliche „Sparpotentiale“ erschlossen werden. Während, wie vom Autor Jessen richtig formuliert, bei Ärzten Zusatzhonorare begrenzt werden sollen, wird man uns Apothekern richtig „in die Tasche greifen“.

Tatsächlich leben schon heute viele Apotheken nur noch von den Rabatten der Großhandlungen. Das ist das Ergebnis der letzten, fast jährlichen Sparrunden. Und natürlich ist es dem Gesetzgeber bekannt. Wenn nun die Vergütung des Großhandels so geregelt werden soll, daß für sogenannte „Funktionsrabatte“ des Großhandels maximal 1,7 Prozent bleiben – also ein Betrag in der Größenordnung eines Skontos für fristgerechte Bezahlung –, wird die durchschnittliche Apotheke mit ca. 25.000 Euro Gewinnverlust pro Jahr belastet, die Apotheken mit viel Rezeptumsatz deutlich darüber, die in Einkaufszentren mit viel Handverkauf etwas weniger.

In meiner eigenen Apotheke mit sehr viel Rezeptumsatz in wenig kaufkraftstarker Lage wird diese Kürzung dazu führen, daß wohl einer Mitarbeiterin gekündigt werden muß. Es gilt klarzustellen: Hier geht es nicht um Umsatz-, sondern um Gewinnverluste! Auch die Behauptung, Apotheken kennten keinen Wettbewerb, entbehrt jeder Grundlage. Durch die in Deutschland gegebene Niederlassungsfreiheit liegt auf jeder Apotheke ein gewaltiger Wettbewerbsdruck, die Konkurrenz ist meist sehr groß. Vielfältigste Werbe- und Preisaktivitäten der Apotheken zeigen das jedem, der sich dafür wirklich interessiert.

Dr. Wolfram Pinkwart, Weimar

 

 

Zu: „Die vergessenen Opfer“ von Martin Lichtmesz, JF 30/10

Seit 1945 selektierte Opfer

Was mit deutschen Kindern im Jahre 1945 und auch noch danach im östlichen Deutschland geschah, ist in seiner Brutalität und Bestialität einmalig: verhungert, ermordet, vergewaltigt. Und die zivilisierte Welt schwieg und schweigt bis zum heutigen Tag zu diesen Schandtaten der damaligen Sieger.

Das Erbärmlichste und für die heutigen Deutschen Beschämendste ist jedoch, daß der Großteil von ihnen gegenüber den Leiden und Opfern nur Gleichgültigkeit, wenn nicht gar schäbige Häme übrighat. Bei keinem Volk der Welt wäre ein solch niederträchtiges Verhalten denkbar. Warum hat nicht mal ein einziger der meinungsbeherrschenden linken Gutmenschen den Vorschlag gemacht, wenigstens eine deutsche Schule nach einem geschändeten und erschlagenen ostpreußischen, pommerschen oder schlesischen Schulmädchen zu benennen?

65 Jahre nach Kriegsende wäre es doch einmal höchste Zeit, die eigenen Opfer zu würdigen; Zeit dafür, das Martyrium der ostdeutschen Menschen auch in den Schulbüchern und im Schulunterricht darzustellen. Aber nichts dergleichen geschieht. Man selektiert seit 65 Jahren in würdige und unwürdige, sprich deutsche Opfer. Dies ist das gemeinste und heuchlerischste Menschenbild überhaupt.

Friedemann Nantz, Heidelberg

 

 

Zu: „Wächter des Vergangenen“ von Andrzej Madela, JF 29/10

Verwirrende Zahlenangabe

Ist dem Autor in seinem Beitrag über „Sechzig Jahre Zentralrat der Juden“ ein Fehler unterlaufen? Er schreibt, daß von den circa 600.000 assimilierten jüdischen Deutschen der Vorkriegszeit nur wenige die Vernichtung überlebt hätten. Dem entgegen stehen die Zahlen von Ignatz Bubis (Nordwest Bremen vom 7. November 1996) oder Stephan J. Kramer.

Letzterer schrieb in der Monatszeitschrift der Konrad-Adenauer-Stiftung Die Politische Meinung (Nr. 376, März 2001, S. 67ff.), daß „von den knapp 600.000 Juden, die vor 1933 in Deutschland gelebt hatten (...) etwa 400.000 ausgewandert“ seien. Von den übrigen hätten nur etwa 12.000 die Nazi-Zeit überlebt. Allerdings macht Kramer die Einschränkung, daß in der Zahl der 600.000 jene der Konvertierten – mithin also der Assimilierten? – nicht enthalten sei.

Gerhard Wagner, Ratingen

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