© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/10 03. September 2010

DVD: Katzenmenschen
Wilde Liebe
Werner Olles

Der erste große gemeinsame Erfolg des Filmproduzenten Val Lewton und des Regisseurs Jacques Tourneur, „Cat People“ (Katzenmenschen, 1942), ist ein subtiler Klassiker des Horrorfilms, der sich durch seine atmosphärische Dichte und das meisterliche Spiel mit Licht und Schatten auszeichnet. Tourneur gelingt es durch seine symbolhafte Bildsprache, die Spannung geschickt zu steigern und das alptraumhafte Klima einer ständigen Bedrohung heraufzubeschwören. Ein Jahr später drehten die beiden in jener Dekade wichtigsten Figuren des Horrorfilms dann „I walked with a Zombie“ (Ich folgte einem Zombie, 1943), der genau wie „Cat People“ stilbildend auf das Genre eingewirkt hat.

Zum Inhalt: Die junge, geheimnisvolle Serbin Irena (Simone Simon) lernt einen jungen Mann (Oliver Reed) kennen, den sie bald heiratet. Nach der Hochzeit berichtet sie ihm, daß sie vom Volk der Mamelucken abstammt, die sich nach dem Sieg eines christlichen Königs in Raubkatzen verwandelten und daß auch sie sich, sobald sie sich einem Mann hingibt, in einen Panther verwandeln würde. Die Ehe wird deshalb nicht vollzogen, und nach einer Weile wendet sich der Mann einer anderen Frau (Jane Randolph) zu. Sie wird eines Nachts in einem Schwimmbad von einer Raubkatze attackiert, die ihre Kleider zerfetzt. Von dunklen Ahnungen beherrscht sucht Irena einen Psychiater (Tom Conway) auf, der sie durch einen Kuß von ihren „Wahnvorstellungen“ befreien will. Doch in diesem Moment verwandelt sie sich in einen schwarzen Panther …

Über Tourneurs Universum brechen Grauen und Vernichtung immer dann herein, wenn Menschen die Selbstkontrolle verlieren und ihre beschädigte, kranke Psyche zum Vorschein kommt. Die eigentlichen Akte der Gewalt spart der Regisseur jedoch aus und läßt den Zuschauer statt dessen die Vorgänge nur ahnen. Psychologisch gesehen ist „Cat People“ die Analyse eines makabren Angsttraums, in dem sich Imaginäres und Realistisches auf hintergründige Weise vermischen.

In seinem gleichnamigen Remake von 1981 spinnt Regisseur Paul Schrader den mythologischen Faden weiter und betont noch deutlicher die erotischen Aspekte. Doch bei aller ästhetischen Brillanz erreicht er niemals den subtilen Horror des Originals. Tourneurs Stil, die Erzeugung einer Atmosphäre der Ungewißheit, der schwebenden, instabilen Zustände, vor allem aber der Schrecken, den er evoziert, machen „Cat People“ zu einem herausragenden Film.

DVD: Katzenmenschen, Arthaus/Kinowelt, Leipzig 2010, Laufzeit etwa 69 Minuten

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